Info
Zeitenwende?! Auswirkungen auf junge Menschen und das Hilfesystem
Wir möchten Sie herzlich zum 5. Fachkongress Sucht & Gender einladen.
Geschlecht ist eine zentrale Ungleichheit generierende Strukturkategorie. Geschlecht hat nicht nur Auswirkung auf Einkommen, gesellschaftlicher Teilhabe und Macht, sondern zeigt sich auch in der Ausprägung unterschiedlicher gesundheitlicher Aspekte. Insbesondere auch im ZusammenÂhang mit Suchterkrankungen.
Die Welt ist in Bewegung geraten. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Strukturkrise der deutschen Volkswirtschaft, zunehmender Rechtsextremismus und Migrationsfeindlichkeit sowie prekäre Lebenslagen insbesondere von Kindern und Familien schaffen Unsicherheit und Zukunftssorgen. Unterschiedlichste Studien zeigen auf, dass vor allem bei jungen Menschen psychische Erkrankungen und Belastungen in hohem Maße zunehmen. Dies unterschiedlich abhängig vom Geschlecht und Milieu.
Im Fachkongress wird mit dem Fokus auf Geschlecht, Gesundheit und Sucht der Blick auf die Situation der jungen Menschen gerichtet. Im Kontext des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses und dem Blick auf die Kinder- und Jugendhilfe werden Hintergründe aufgezeigt und Anregungen für die Praxis geschlechterreflektierter Arbeit in der Jugendhilfe und Bildung vorgestellt.
Zielgruppe
Fachkräfte aus Kinder- und Jugendhilfe, Bildungsarbeit, Suchthilfe und Lehrkräfte
Barrierefreiheit
Der Tagungsort ist barrierearm. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an uns. Wenn Sie eine*n Gebärdendolmetscher*in benötigen wenden Sie sich bitte baldmöglichst an die Veranstaltenden.
Teilnahmegebühr
95 Euro (inklusive Getränke, Imbiss und Mittagessen)
Uhrzeit | Inhalt |
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Dienstag 22.07.25 | |
08.30 | Ankommen und Anmeldung |
09.00 | Einstimmung Qi Gong mit Gregor Prüfer Eröffnung der Tagung, Begrüßung durch die Veranstaltenden und die Gastgebenden der Katholischen Stiftungshochschule München Grußworte |
09.45 | 1. Vortrag: Dr. Linus Westheuser, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin Gesellschaft und Individuen stehen unter erhöhtem Veränderungsdruck – sozialer Wandel ist überall. Ob demokratische Legitimität dennoch erhalten bleibt, hängt entscheidend davon ab, ob Bürger:innen die Chance haben, kollektive Handlungsfähigkeit zu entfalten. Hier zeigt sich heute eine folgenreiche Form der Ungleichheit: Während Gutsituierte Wandel als Chance wahrnehmen, erscheint er Gruppen auf den mittleren und unteren Rängen der sozialen Hierarchie oft als Verohnmächtigung. Die politischen Folgen sind schwerwiegend. |
11.00 | Kaffeepause mit kleinem Imbiss |
11.30 | Blitzlichter Aktuelle Themen und Brennpunkte im Kontext Sucht & Gender in München |
12.00 | 2. Vortrag: „Sozialstaat in der Krise“ - Steigende Bedarfe bei schwindenden Ressourcen Karin Majewski, Geschäftsführung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Oberbayern Bedarfe verändern sich. Mehrfache Krisen in den vergangenen Jahren haben die Bedarfe steigen lassen. Gleichzeitig sinkt die gesellschaftliche Bereitschaft, den Sozialstaat auskömmlich zu finanzieren. Der Vortrag skizziert kurz die aktuelle Lage der Finanzierung des Sozialen in Bund und Land. Besonderes Augenmerk liegt allerdings auf der Situation in München (Jugendarbeit / Jugendhilfe) und dem Bezirk Oberbayern (Sucht). Es wird aufzeigt, welche Rolle dabei den Wohlfahrtsverbänden zukommt. Ein Ausblick am Ende beschäftigt sich mit der möglichen Entwicklung in den nächsten Jahren. |
13.00 | Mittagspause und Mittagessen |
14.00 | Workshop-Phase 1 |
15.30 | Kaffeepause |
15.45 | 3. Vortrag: Geschlechtsspezifische Betrachtung der Substanzkonsumstörung: Von Prävention bis zu volkswirtschaftlichen Kosten der Substanzkonsumstörung Prof. Dr. Gabriele Fischer, Univ.Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie und Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien Frauen und Männer unterscheiden sich in vielen psychosozialen Aspekten, neben der verschiedenen biologischen Grundausstattung; ganz wesentlich ist die (zugrundeliegende) Komorbidität zwischen Geschlechtern: ein frühzeitiges Diagnostizieren und die Zuführung zur evidenzbasierten Behandlung könnte individuelles Leid reduzieren und volkswirtschaftlich der Gesamtbevölkerung viel Kosten ersparen, die Substanzkonsumstörung ist im Spektrum der psychiatrischen Erkrankungen eine der teuersten. |
17.00 | Ende |
Mittwoch, 23.07.2025 | |
08.30 | Ankommen |
09.00 | Einstimmung Qi Gong mit Gregor Prüfer |
09.15 | 4. Vortrag: Wie unterscheiden sich Mädchen beim Alkoholkonsum von Jungen? Und wie nicht? Prof. Dr. Jörg Wolstein, Professur für Pathopsychologie der Universität Bamberg Es besteht eine zunehmende Konvergent beim Konsum von Alkohol zwischen Mädchen und Jungen. In diesem Vortrag sollen Daten aus dem Projekt HaLT-in-Bayern zu den Entwicklungen aus den letzten Jahren vorgestellt und diskutiert werden, was dies für die Diagnostik und die Prävantionsarbeit bedeutet. |
10.30 | Mitgedacht & Mitgemacht |
11.00 | Kaffeepause mit kleinem Imbiss |
11.30 | Workshop-Phase 2 |
13.00 | Mittagspause und Mittagessen |
14.00 | 5. Vortrag: Wie Jugendliche durch Krisen kommen - zur Rolle der Zuversciht (Handlungsbefähigung) im Bewältigungsprozess Dr. Florian Straus, Leiter des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung Risiken gehören zum Aufwachsen dazu. Wenn es nicht mehr primär darum geht Risiken zu vermeiden, sondern die entscheidende Frage ist, wie man Risiken konstruktiv bewältigt, dann verschiebt sich der Fokus auf die Frage, was im Bewältigungsprozess entscheidend hilft. Vorgestellt wird das Konstrukt der Handlungsbefähigung (Zuversicht) als zentraler Teil des menschlichen Immunsystems. Alle sechs Dimensionen, die die menschliche Zuversicht prägen, bieten eine Fülle von konkreten Ansatzpunkten für die Praxis sozialer Arbeit und das Ziel „wieder mehr Zuversicht zu wagen“. |
15.30 | Abschluss und Blitzlichter aus dem Publikum |
16.00 | Ende |
Workshops
Alle Workshops werden an beiden Tagen angeboten.
WS 1 Legalisierung von Cannabis und die Auswirkungen Katerina Vickers, BA Soziale Arbeit, Suchttherapeutin MSc. Einrichtungsleitung easyContact JugendSuchtBeratung Stadt und Landkreis München Nach fast einem Jahr Teilentkriminalisierung zeigen sich erste Veränderungen in der Nutzung der Beratungsangebote durch junge Konsumierende. Daraus ergeben sich nötige Anpassungen der Beratungsangebote an das Nutzer*innenverhalten. Wie kann dies gelingen? Im Workshop werden beobachtete Veränderungen und die Erfahrungen der easyContact JugendSuchtBeratung geteilt. Im zweiten Teil moderieren wir den Austausch der Teilnehmer*innen über Entwicklungen in Ihrem Leistungsbereich und formulieren Thesen welche Veränderungen in der Angebotsstruktur aber auch in der Haltung notwendig sind. |
WS 2 Harte Konsumformen und Konsum harter Substanzen im Jugendalter, Entwicklungen und Bedarfe Siegfried Gift, Dipl.-Sozialpäd (FH), Abteilungleiter JugendSucht und Familienhilfen Condrobs e.V. Im Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener haben sich in Folge der Corona Belastungen neue und härtere Konsumformen etabliert. In dem Workshop teilen wir Erhebungen aus bundesweiter Forschung und vergleichen diese mit Qualitativen Erhebungenen der Condrobs JugenSuchtHilfe. Besonderen Schwerpunkt setzen wir auf Konsummotive und stellen dar wie in den Angeboten auf harte Konsumformen und die Sehnsucht nach totaler Betäubung reagiert wird. Im Austausch mit den Teilnehmenden wird entwickelt welche Anforderungen sich für Schule, Strukturhilfen und unspezifische Jugenhilfe darstellen, um auch hoch gefährdete junge Menschen zu inkludieren. |
WS 3 Mädchen*/junge Frauen* und harte Drogen bzw. hochriskanter Substanzkonsum Teresa Jenne, Psychologin* MA, Psychologischer Fachdienst Inizio Condrobs e.V. Seit 2020 steigt in allen Einrichtungen die mit substanz-konsumierenden arbeiten der Anteil der hart konsumierenden Mädchen* und Frauen*. Wir vergleichen lokale Erfahrungen mit Ergebnissen der Boje Studie und stellen die die Konsummotive und sich daraus ergebenden Anforderungen an Einrichtung, Therapeutinnen* und Klientel dar. |
WS 4 Gaming und Gambling – die Überschneidung von Videospielen und Glücksspiel Mel-David Tersteegen, M.A. Soziale Arbeit (FH), Präventionsfachkraft Inside – Condrobs e.V. Es werden wesentliche Daten über die Nutzer*innen aufgezeigt, um aufbauend darauf einzugehen, inwiefern Geschäftsmodelle im Gamingbereich eine Rolle spielen und Glücksspielelemente konkret zu verorten sind. Die daraus gezogenen Erkenntnisse werden im Kontext von Abhängigkeit betrachtet. |
WS 5 „Mädchen* nehmen keine Drogen“: Weltcafé zu Mythen rund um Mädchen* und Sucht Arbeitskreis Mädchen und Sucht, München Das Thema Mädchen* und Sucht ist nach wie vor von vielen Mythen und Stigmata umgeben. Auf einen kurzen Input zur Lage von konsumierenden Mädchen* in München folgt eine Diskussionsrunde zu verschiedenen Statements in Kleingruppen und anschließender Austausch im Gesamtplenum. |
WS 6 „Die Unsichtbaren“: Kinder aus suchtbelasteten Familien Sarah Gantner, Erziehungswissenschaften M.A., extra ambulant – Suchtberatung für Frauen* - Fachbereich Kick Off Häufig werden Kinder aus suchtbelasteten Familiensystemen nicht mitgedacht. Besonders beunruhigend ist dies, da die Wahrscheinlichkeit für eine eigene Suchterkrankung um ein Vielfaches erhöht ist. Wie können diese Kinder erkannt und erreicht werden? |
WS 7 Zugangswege zu psychoaktiven Substanzen: Schöne neue Drogenwelt - VORTRAG Dirk Grimm, Sozialpädagoge, Drogennnotdienst L43, Prop e.V. Der Zugang zu psychoaktiven Substanzen erfolgt oft über Freund*innen, Dealer, Partys, Messenger-Dienste oder Online-Plattformen wie das Darknet. Dieser Workshop setzt sich mit den unterschiedlichen Beschaffungsmöglichkeiten für psychoaktiven Substanzen auseinander - sowohl die „klassischen“ als auch die digitalen Wege werden dabei veranschaulicht. |
WS 8 Suchtverhalten und Kinderpornografie (Missbrauchsabbildungen) Henrik Schonlau, Sozialpädagoge, systemischer Therapeut Ständig neue Meldungen, dass Männer beim Konsum und Verbreitungen von kinderpornographischem Material erwischt wurden. Ein unangenehmes Tabuthema, mit dem wir privat und professionell permanent konfrontiert sind, oft ohne es zu wissen. Was macht für diese Männer dieses Material so interessant? Welcher Zusammenhang besteht zwischen diesem Suchtverhalten und Männlichkeit? Erkenntnisse aus der erfolgreichen jahrzehntelangen Praxis der Täterarbeit im Münchner Informationszentrum für Männer - Möglichkeiten der Intervention und Prävention |
WS 9 Queer, Drugs and Rock'n'Roll? - VORTRAG Muriel Aichberger (dey/er), Experte für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt Studien zeigen, dass queere Menschen in vergleichsweise höherem Maß sowohl legale Rauschmittel, wie auch illegale Substanzen konsumieren und tendenziell suchtgefährdeter sind, als nicht-queere Menschen. Auch bei der Betrachtung anderer, nicht-substanzbezogener Süchte ( zB Spielsucht, Kaufsucht) oder bei suchtähnlichen Erkrankungen (zB Essstörungen) zeigt sich, dass queere Menschen zu den am häufigsten Betroffenen gehören. Wie kann diese auffällige Häufung erklärt werden und welche Mechanismen stecken dahinter? Um diese Fragen zu beantworten widmet sich der Vortrag anfangs den Differenzen und Parallelen queerer Identitäten, wobei gleichzeitig Basiswissen und Grundbegriffe vermittelt werden, damit auch Einsteiger*innen gut ins Thema finden. Anschließend werden die spezifischen Erfahrungen (zB Coming-Out, Diskriminierung) queerer Menschen und die daraus resultierenden Belastungen, aber auch die besonderen Stärken betrachtet. Im letzten Teil wendet sich der Vortrag den verschiedenen Communities zu und präsentiert aktuelle Studiendaten und Hintergründe zu den verbreitetsten und zum Teil recht spezifischen Suchtproblemen der unterschiedlichen Gruppen. |
WS 10 Sex, Sucht und Medien Michael Kröger, Sexualpädagoge (isp, gsp), Dip.-Sozialpädagoge (FH); Sozialisation und Identitätsfindung findet heutzutage digital wie analog statt. Medien sind Vermittler sexueller Normen. Durch die Fülle an Informationen und Diskursen, die digital stattfinden hat sich auch die Sexualität verändert. Die positiven Nutzungseffekte zu fördern ist eine zielgruppenorientierte pädagogische Herangehensweise, wobei es wichtig ist, dabei mögliche Sucht und Gefährdungspotentiale nicht aus dem Blick zu verlieren. Im Workshop soll es um die positiven Förderungspotentiale gehen und wie wir sie in der Arbeit mit Jugendlichen nutzen können |
WS 11 "Die Leute erwarten schon sehr viel von dir." Selbstpräsentation und Perfektionsdruck auf Social Media Christa Gebel, Dipl.-Psych., Senior Researcher am JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis Jugendliche finden auf Social Media Orientierungsangebote für die Auseinandersetzung mit ihrem Selbstbild. Neben positiven Anregungen erleben sie dort aber auch Konformitäts- und Perfektionsdruck, z.B. durch Kommentare. Zudem können fragwürdige oder gar riskante Angebote problematische Entwicklungen, z.B. bezüglich des Körperbilds, bei Jugendlichen verstärken. |
Programmänderungen vorbehalten.
Anmeldeschluss: 24.06.2025
Ein kostenloser Rücktritt ist nur bis zum Anmeldeschluss möglich und muss schriftlich erfolgen, danach fallen 80% der Teilnahmegebühr an.
Rechnungserstellung (per E-Mail) erfolgt automatisch direkt nach der Anmeldung, bitte die Teilnahmegebühr binnen zwei Wochen nach Anmeldeschluss (also bis 08.07.25) überweisen.
Bitte beachten Sie, dass eine Anmeldung nur für beide Tage möglich ist. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Personen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Eine Veranstaltung des Münchner Fachforums für Mädchen*arbeit und des Netzwerkes Jungen*arbeit München in Kooperation mit:
amanda – Projekt für Mädchen* und junge Frauen* / Condrobs e.V. / Diakonie München und Oberbayern e.V. / Diversikat e.V. / extra e.V.
IMMA e.V. / Kath. Stiftungshochschule München / Stadtjugendamt und Pädagogisches Institut der Landeshauptstadt München / Stiftung zusammen. tun. / Therapienetz Essstörung