Info
Ausreichende, gesunde und nachhaltige Ernährung aus regionalem Anbau: Es ist gesellschaftlicher Konsens, dass dies für alle Menschen zugänglich sein sollte. Dennoch zeigt die Realität, dass wir noch weit davon entfernt sind, dass diese Vorstellung Realität wird. Obwohl Erzeuger*innen in der Landwirtschaft oft zu wenig verdienen, sind für viele Verbraucher*innen die Kosten für Nahrungsmittel so teuer, dass Ernährungsarmut auch bei uns in Deutschland weit verbreitet ist und sich viele gesunde, regionale und/oder biologische Lebensmittel nicht leisten können. Große Lebensmittelkonzerne konzentrieren Werbung, Lobbyismus sowie Lockangebote auf ungesunde, hochverarbeitete Lebensmittel. Das alles trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen an ernährungsbedingten Krankheiten leiden, obwohl bekannt ist, wie eine gesunde Ernährung aussehen müsste. Trotz hoher staatlicher Subventionen an Landwirt*innen, sind viele kleine und mittelgroße Höfe in ihrer Existenz bedroht, weil sie nicht von ihren Erträgen leben und in der zunehmenden Marktkonzentration bestehen können. Trotz politischer Zielvorgaben verursacht vor allem die konventionelle Landwirtschaft noch immer große Umweltschäden durch Überdüngung, Monokulturen, Treibhausgasemissionen und eine ungünstige Land- und Wassernutzung. Trotzdem profitieren aktuell insbesondere große agrarindustrielle Betriebe von staatlicher Förderung.
Dies alles fördert ein Ernährungssystem, das weder nachhaltig noch sozial gerecht ist. Die wahren Kosten werden auf die Gesellschaft abgewälzt.
Die Herausforderungen sind also nach wie vor groß. Es stellt sich die Frage, welche Hürden ein gerechteres, nachhaltigeres Ernährungssystem verhindern, und welche Hebel genutzt werden können, um Veränderungen anzustoßen. Ansatzpunkte gibt es viele: Von Mindestlohndebatte und Mehrwertsteuerreform über eine Neuausrichtung der europäischen Agrarsubventionen, strengeren Umweltauflagen bis hin zu neuen Ansätzen in der Gemeinschaftsverpflegung oder der Neuausrichtung sozialer Sicherungssysteme. Als Zivilgesellschaft stehen wir also auch vor der Frage, welche Veränderungen wir gezielt anstoßen und welche Lösungsansätze wir in dieser Legislaturperiode verfolgen wollen. Was sind die drängendsten Handlungsbedarfe? Welche Hebel lassen sich politisch nutzen? Wo können Möglichkeitsfenster im politischen Prozess für wirksames Handeln entstehen? Gibt es Ideen und Bedarfe für gemeinsames Handeln?
Das wollen wir in der Veranstaltung herausarbeiten, Raum fürs Vernetzen und Kontakteknüpfen bieten und nächste Schritte planen. Dabei bringen wir Akteur*innen aus Gesundheits-, Sozial-, Umwelt- und Agrarsektor zusammen, um Lösungen zu diskutieren, die für deren Herausforderungen gemeinsam adressieren, statt sie gegeneinander auszuspielen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Wir möchten Menschen mit Armutserfahrung die Teilnahme an und die Mitgestaltung dieser Veranstaltung ermöglichen. Benötigte Reisekosten können in einem begrenzten Umfang übernommen werden. Falls Sie dazu Fragen haben, senden Sie bitte eine E-Mail an: beteiligung@diakonie.de
Programm
10:00 Begrüßung
10:15 Impulsvorträge zum Einstieg + anschließende Diskussion
- Impulsvortrag 1 (15-20 Minuten): Soziale und Umweltkosten eines nicht-nachhaltigen Ernährungssystems – Ansatzpunkte und Hebel für Veränderungen – Claudia Hunecke (PIK)
- Impulsvortrag 2 (15-20 Minuten): Gesundheitswirkungen unseres Ernährungssystems: Herausforderungen für und Chancen im Ernährungssystem – Barbara Bitzer (DANK)
11:15 Kaffeepause
11:30 Vertiefungsworkshops Phase 1
Leitfragen für alle Workshops:
- Warum ist der Status quo nicht nachhaltig? Was müsste für ein nachhaltiges und sozial-gerechtes Ernährungssystem verändert werden? Wofür setzt ihr euch aktuell ein/ wollt ihr euch einsetzen? Was wären konkrete Aktionen und Formate? Wie soll weitergearbeitet werden?
Workshop 1: Ernährungsbezogene Herausforderungen im ländlichen Raum: wie begegnen wir Herausforderungen von der landwirtschaftlichen Produktion bis zu Versorgungslücken und versteckter Armut? Bettina Locklair (Katholische Landvolkbewegung Deutschland)
- Welche Rahmenbedingungen brauchen wir, damit Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft Hand in Hand gehen?
- Wie stellen wir sicher, dass Versorgungsstrukturen ausreichend, gesunde und ökologische Lebensmittel zugänglich sind?
Workshop 2: Ernährungsumgebungen in urbanen Räumen gestalten: wie kann sichergestellt werden, dass ausreichend, gesunde und ökologische Lebensmittel für alle leicht zugänglich werden? Saskia Richartz (Ernährungsrat Berlin)
- Wie sehen Ernährungsumgebungen aus, die helfen, ausreichend, gesunde, nachhaltigere Ernährung zu ermöglichen?
- Welche Akteure müssen zusammenarbeiten, um Veränderungen herbeizuführen? Was sind Hebel und Ansatzpunkte?
Workshop 3: Verteilungsfragen im Ernährungssystem: Welche strukturellen politischen Veränderungen müssen jetzt angestoßen werden, um mehr Ernährungsgerechtigkeit herzustellen? Reinhild Benning (Deutsche Umwelthilfe)
- Wie müssten Reformen des Agrarsubventionssystems aussehen, damit eine nachhaltigere Landwirtschaft tragfähig ist?
- Wie müssen Preisbildungsstrukturen gestaltet sein, damit gesunde, nachhaltige Ernährung für Konsument*innen bezahlbar und für Landwirt*innen profitabel ist?
12:30 Mittagspause
13:45 Vertiefungsworkshops Phase 2
Wiederholung der Themen aus der ersten Phase, wechselnde Teilnehmende
14:45 Podiumsdiskussion: Ausreichend, gesund, nachhaltig – Wie wir das Ernährungssystem der Zukunft gestalten
Moderation: Dorothea Baltruks (CPHP)
- Katharina Varelmann (PECO)
- Daniel Zaibi (Armutsaktivist)
- Matthias Lambrecht (Greenpeace)
- Oliver Huizinga (AOK)
16:00 Ende der Veranstaltung mit offenem Ausklang bei Kaffee und Snacks