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Fachtag zum Thema LSBTIQPA+ und geschlechtsbezogene Gewalt


Wann: 13.11.2019, 10 bis 17 Uhr (9.30 Einlass, 10 Uhr Beginn)
Wo: Aquarium, Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin



Personen aus dem LSBTIQPA+-Spektrum (lesbisch, schwul, bi, trans, inter, queer, pansexuell, asexuell/aromantisch) sind oft alltäglich geschlechtsbezogener Gewalt ausgesetzt. Gleichzeitig sind nicht alle Anti-Gewalt-Einrichtungen mit Fachwissen bzgl. LSBTIQPA+-Lebenweisen ausgestattet. Das Projekt Look Wide setzt hier an – mit Hilfe von Befragungen wurde die Versorgungslage erfasst sowie die Bedarfe von LSBTIQPA+-Personen nach Gewalt erhoben. Fachkräfte wurden fortgebildet und ein Praxishandbuch wird erscheinen. Bei dem Fachtag zum Thema LSBTIQPA+ und geschlechtsbezogene Gewalt geben wir einen Einblick in die Ergebnisse unserer Erhebung, sprechen über die Fortbildungsinhalte und stellen unser Praxishandbuch vor.

Eingeladen sind Fachkräfte aus dem Anti-Gewalt- und Anti-Diskriminierungsbereich, Aktivist_innen im Feld und alle, die sich für den Themenkomplex rund um LSBTIQPA+ und geschlechtsbezogene Gewalt interessieren.



Programm


9.30 Uhr Anmeldung

10 Uhr Begrüßung, anschließend Fachvortrag von Gabriel_Nox Kohnke, Projektdurchführung und Praxisforscher_in

11 bis 13 Uhr Workshop-Phase 1

Workshop 1: „Ist doch nicht so schlimm!?“ - Sensibilisierung für Mikro-Aggressionen in der Beratung von Kalle Hümpfner

Workshop 2: Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt durch und in der Arbeit mit Jugendlichen von Jana Haskamp und Dr. Daniel Holtermann

Workshop 3: Umgang mit eigener Gewaltbetroffenheit in Professionellen und/oder politischen Kontexten – Ein Erfahrungsaustausch von

Kim Möhrs

(ausführliche Workshop- und Personenbeschreibungen siehe unten)


13.15 bis 14.15 Uhr Mittagspause

14.15 bis 16.15 Uhr Workshop-Phase 2

Workshop 4: (Un)Sichtbarkeit von eigener Positioniertheit/Positionierung im Beratungskontext von Samira Grabarz

Workshop 5: Intersektionalität (noch unbestätigt)

Workshop 6: Trans* und sexualisierte Gewalt von Gabriel_Nox Kohnke

(ausführliche Workshop- und Personenbeschreibungen siehe unten)


16.30 bis 17 Uhr Abschluss



Anmelden können Sie sich über diese Homepage. Oben an der rechten Seite finden Sie einen Reiter "Anmeldungen".

Die Teilnehmendenzahl der Tagung ist begrenzt, daher ist eine Anmeldung erforderlich. Der Teilnahmebeitrag liegt bei 10 Euro pro Person und ist zahlbar in bar (und gerne passend) am Anmeldetisch am Morgen des Veranstaltungstages. (Sie erhalten dort eine Quittung.)

Die Veranstaltungsräume und die Toiletten sind mit Rollstuhl zugänglich. Eine DGS-Übersetzung ist leider nicht möglich.

Sie sind am Thema interessiert, können aber leider am Fachtag nicht teilnehmen? Schreiben Sie uns eine Mail an lookwide@dissens.de Dann erhalten Sie Nachricht, sobald unser Handbuch erscheint und können dieses dann kostenfrei anfordern.

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne per E-Mail an uns unter lookwide@dissens.de




Ausführliche Workshop- und Personenbeschreibungen:

11-13 Uhr / Workshop 1: „Ist doch nicht so schlimm!?“ - Sensibilisierung für Mikro-Aggressionen in der Beratung

Unter Mikro-Aggressionen werden kleine Gesten oder Verhaltensweisen verstanden, die diskriminierend wirken. Eine indiskrete Nachfrage, ein falsches Pronomen oder ein aufdringlicher Blick sind mögliche Beispiele für diese Verletzungen im Beratungsalltag. Für Klient*innen ist die (wiederholte) Erfahrung von Mikro-Aggressionen belastend und sehr wohl schlimm. Mikro-Aggressionen können dazu führen, dass die Beratung als weniger hilfreich oder unterstützend wahrgenommen, die Situation verlassen oder gar nicht erst aufgesucht wird. In diesem Workshop werden zuerst konkrete Beispiele von Mikro-Aggressionen gegenüber LSBTIQA*-Klient*innen erarbeitet. Im Anschluss daran wird ein Konzept vorgestellt, wie Berater*innen auf Rückmeldung von Klient*innen reagieren können, die sich aufgrund von Diskriminierung unwohl in der Beratungssituation gefühlt haben.

Kalle Hümpfner arbeitet im Bildungskollektiv life‘s a beach u.A. zu Anti-Diskriminierung, Kommunikation und dem Umgang mit Kritik. Weitere Schwerpunkte von Kalles Arbeit sind Empowerment und Sensibilisierung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Kalle ist Politische*r Psycholog*in (M.Sc.) und engagiert sich außerdem bei ABqueer und dem Beratungsteam von TransInterQueer.



11-13 Uhr / Workshop 2: Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt durch und in der Arbeit mit Jugendlichen

Kinder und Jugendliche lernen schon sehr früh, was die Normen dieser Gesellschaft (nicht nur bezogen auf Geschlecht) sind und welches Verhalten in welcher Situation von ihnen erwartet wird. Implizit und explizit werden von der frühsten Kindheit an Normen vermittelt, die Gewalt begünstigen können. Für die Prävention von Gewalt ist daher eine frühe Beschäftigung mit der Konstruktion von Geschlechtsrollen sinnvoll: Wenn Männer* nicht weinen dürfen und Frauen* die Bedürfnisse ihres Umfelds vor die eigenen Stellen sollen, schadet dies Allen. Das Ziel des Workshops ist Methoden und Inhalte kennenzulernen, die Jugendliche dabei unterstützen Handlungsspielräume zu eröffnen, gleichberechtigte Beziehungen zu gestalten und verantwortungsvoll mit der eigenen Gesundheit umzugehen. Durch Methoden, die zur Selbstreflexion anregen, werden sie eingeladen ihre eigenen Überzeugungen zum Thema Geschlecht zu betrachten und sich bewusst für die Form zu entscheiden, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht.

Jana Haskamp (M.A. Angewandte Sexualwissenschaft) arbeitet seit 2017 bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. in dem Projekt "Interventionen für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt - Stärkung der Handlungsfähigkeit vor Ort" und seit 2018 in dem Projekt "EQUI-X - Geschlechterreflektiertes Empowerment von Jugendlichen und Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt". Außerdem berät sie in einem Beratungskollektiv trans*, nicht-binäre, gendernonkonforme und queere Personen und ihre An- und Zugehörigen (systrabe.wordpress.com)

Dr. Daniel Holtermann ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei „Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.“ zu den Themen Männlichkeiten, soziale und geschlechtliche Ungleichheiten sowie geschlechterreflektierte Pädagogik. Aktuelle Projekte sind "EQUI-X - Geschlechterreflektiertes Empowerment von Jugendlichen und Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt" und "Boys in Care – Jungen* stärken bei der Wahl eines sozialen, erzieherischen oder pflegerischen Berufs". Daniel Holtermann hat ein queer-feministisches Beratungs- und Moderationskollektiv mitgegründet.

11-13 Uhr / Workshop 3:  Umgang mit eigener Gewaltbetroffenheit in professionellen und/oder politischen Kontexten – Ein Erfahrungsaustausch

Aus eigener Gewaltbetroffenheit zum Thema Gewalt zu arbeiten, ist mit einer Reihe von Ambivalenzen verbunden.
Wird mit Kolleg_innen darüber gesprochen? Wie transparent macht Mensch das und was für Konsequenzen folgen daraus? Wie offen kann ich über potentiell überfordernde Situationen sprechen, wenn meine Betroffenheit nicht thematisiert ist? Wie oft verhindern Schamgefühle oder Ängste darüber, die eigene Kompetenz abgesprochen zu bekommen, das darüber sprechen? Welche Strategien haben wir im Umgang mit diesen Zwiespälten?

Wir wollen uns diesen Fragen in einem entspannten Rahmen zuwenden und uns darüber austauschen, was das für unseren professionellen oder auch politischen Alltag bedeutet. Im Rahmen des Austauschs ist es nicht notwendig, dass über erfahrene Gewalt gesprochen wird, dies ist jedoch auch möglich, je nachdem was die Teilnehmenden wünschen.

Der Austausch richtet sich an Gewaltbetroffene die selbst zum Thema Gewalt arbeiten oder sich anders mit dem Thema auseinander setzen.


Kim Möhrs ist angehende_r Sozialarbeiter_in und arbeitet seit 4 Jahren Forschend, fortbildend und in der Prävention mit Kindern zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Forschung und Bildung zu Männlichkeiten*, Queer und Gewaltbetroffenheit und Intersektionalität. Kim hat selbst in der Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt und identifiziert sich als nicht-binär.


14-16 Uhr / Workshop 4: (Un)Sichtbarkeit von eigener Positioniertheit/Positionierung im Beratungskontext (Samira Grabarz)

"Wir beraten neutral, unvoreingenommen und jedem Menschen wohlwollend gegenüber..." Ist das so? Warum das leider ganz und gar nicht für eine Beratung zutrifft, wollen wir uns in diesem Workshop annähern. Unsere eigene Biographie, unsere (oftmals unbewussten) Haltungen zu Themen sowie unsere eigene Positionierung innerhalb der Gesellschaft prägen und bestimmen unsere Beratungsarbeit - ob wir wollen oder nicht. Wir wollen in diesem Workshop aber nicht Schuldzuweisungen verteilen oder in Abwehr oder Scham versinken. Vielmehr geht es darum unsere Haltungen sichtbar zu machen und zu reflektieren, um eine verantwortungsvolle Haltung (für die Beratung) zu schaffen. Nach einem Inputteil und anhand einiger Übungen und Beispiele, werden Impulse gegeben, um eine selbstreflektierende Praxis zu etablieren. Anzuerkennen und transparent zu machen, dass wir als Beratende keine neutrale Position einnehmen und das es Grenzen bezüglich der eigenen Positionierung gibt, hilft Betroffenen bzw. Beratungsuchenden oftmals.

Dieser Workshop richtet sich sowohl an Menschen, die bereits im Beratungskontext tätig sind, als auch an Interessierte und Aktivist_innen. Der Fokus liegt bei der Sensibilisierung von Beratungsgebenden und daher bietet dieser Workshop – leider – keinen Schutzraum für von Gewalt betroffene LSBTIQPA+, ob als BIPoC oder weiß verortet.

Samira Grabarz ist akademisiert, migrantisiert und beschäftigt sich mit Beratungs- und Bildungsarbeit zum Thema (sexualisierte) Gewalt gegen LSBTIQPA+, Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt, und Möglichkeiten einer machtkritischen Bilder- & Archivpolitik in der Darstellung von Rom_nja & Sinti_zze und interessiert sich für post/migrantische Perspektiven innerhalb von queerfeministischen Zusammenhängen.


14-16 Uhr / Workshop 5: Intersektionalität (noch unbestätigt)

Weitere Informationen folgen.


14-16 Uhr / Workshop 6: Trans* und sexualisierte Gewalt (Gabriel_Nox Kohnke)

Nach einer kurzen Einführung in trans Begrifflichkeiten und Lebensrealitäten von trans Personen sprechen wir über die Bedarfe von trans Personen nach sexualisierter Gewalt. Im Fokus stehen werden die Verquickungen von (Folgen) sexualisierter Gewalt mit gesellschaftlicher trans Diskriminierung, die die Zugange zu Unterstützung erschweren. Wir sprechen ebenso darüber, dass und wie Diskriminierung Personen vulnerabler für sexualisierte Gewalt macht, welche Impulse sich für Prävention von sexualisierter Gewalt daraus ergeben und wie Fachkräfte trans Personen umfassend in ihren Be- und Verarbeitungsprozessen unterstützen können.
Der Workshop wird aus einer empowermentzentrierten, entpathologisierenden und betroffenenkontrollierten Perspektive gehalten.

Gabriel_Nox Kohnke ist Aktivist_in, Berater_in, Praxisforscher_in und Autor_in zu den Themen Machtverhältnisse und Diskriminierung, Geschlechterverhältnisse und Gewalt mit den Schwerpunkten Trans und sexualisierte Gewalt (selbstständig sowie für die Vereine Dissens – Institut für Bildung und Forschung und TransInterQueer).
Tätigkeitsbereiche: Beratung für trans, inter und queere Personen sowie Beratung und Fortbildung von Fachkräften, Sensibilisierungsworkshops, Empowermentworkshops und Fachvorträge. Seit 2018 bei Dissens - Institut für Bildung und Forschung e.V. in den Projekten "LOOK WIDE - Ein Projekt zur (Weiter-)Qualifizierung von Beratungsarbeit in der Unterstützung von LSBTIQPA+-Personen nach erfahrener Gewalt" und "Equix - Geschlechterreflektiertes Empowerment von Jugendlichen zur Prävention von geschlechtsbezogener Gewalt"