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Fachveranstaltung der Frühen Hilfen und dem WIR Vielfaltszentrum des Main-Taunus-Kreises

   

„FGM/C – Vorkommen und soziokulturelle Hintergründe – Proaktive und kultursensible Beratung und Unterstützung“

mit Tanja Wunderlich (Öffentlichkeitsarbeit und Advocacy, FachreferentinFGM/C) & Rahiel Abraha (Psychosoziale Beratung)

      FIM - Frauenrecht ist Menschenrecht, Frankfurt

08.05.2025    9 bis 13 Uhr

im Landratsamt MTK, Am Kreishaus 1-5, 65719 Hofheim

Raum "Hofheim"


Die Zahl, der von FGM/C betroffenen Frauen und Mädchen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren durch die Ankunft von geflüchteten Frauen und Mädchen aus Ländern und Communities, in denen FGM/C praktiziert wird, drastisch erhöht.

Viele Berufsfelder - ob in Kita oder Schule, in der Sozialarbeit, in Gesundheitsberufen, in Behörden – haben in ihrer Arbeit mit (potenziell) betroffenen Frauen bzw. (bedrohten) Mädchen zu tun. Wissen ist die Basis, einen guten Zugang zu Betroffenen zu erhalten! Die Fortbildung will die Handlungssicherheit bei der Begleitung, Beratung und im Umgang mit betroffenen/bedrohten Frauen und Mädchen stärken.

Seit 2010 berät und unterstützt FIM (Frauenrecht ist Menschenrecht e.V.) Frauen, die von weiblicher Genitalbeschneidung betroffen sind. Dabei ist auch bei uns intern zunächst kontrovers diskutiert worden: Wie begegnet man betroffenen Frauen kultursensibel? Sollen und dürfen Nicht-Betroffene das Thema überhaupt ansprechen?

Die Legitimation, diese geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung offen zum Thema zu machen – zu enttabuisieren –, zieht FIM aus einer klaren frauenpolitischen wie menschenrechtlichen Haltung: FGM/C ist unter allen Umständen abzulehnen. Auf der anderen Seite setzt die grundsätzliche Anerkennung kultureller Diversität einen wertschätzenden Dialog voraus, der abseits von Verboten und Verurteilungen zunächst bemüht sein muss, die sozio-kulturellen Hintergründe einer Tradition zu erfassen. Doch wie kann die Ambivalenz zwischen Ablehnung einerseits und Verstehen andererseits aufgelöst werden?

In den Jahren 2010 bis 2013 hat FIM hierzu ein Community-basiertes Projekt durchgeführt. Aus den Ergebnissen dieses Projekts, der Beratungs- und Kulturexpertise unserer Kolleginnen, unseren Teamdiskussionen sowie dem Austausch mit europäischen wie afrikanischen NGOs, die sich mit FGM/C befassen, hat FIM über die Jahre ein eigenes Beratungskonzept entwickelt. Das Konzept vereint proaktive wie kultursensible Beratungsansätze und löst die Ambivalenz von Ablehnung und Verstehen mit einer einfachen Formel auf:

Verstehen ≠ Verständnis; Verstehen ist aber gleichwohl die Grundlage eines gleichberechtigten und respektvollen Dialogs.

In diesem Sinne bietet die Fortbildung Wissensvermittlung, Anregungen und Denkanstöße für die praktische Arbeit mit (potentiell) Betroffenen.


Die Themen der Fortbildung im Einzelnen:

***Triggerwarnung – In der Fortbildung wird offen über die schwere Menschenrechtsverletzung FGM/C gesprochen. Auf medizinische Abbildungen wird allerdings verzichtet, es werden lediglich schematische Darstellungen gezeigt ***


FGM/C: Vorkommen und sozio-kulturelle Hintergründe

  • Was ist FGM/C? Definition und Klassifizierung der verschiedenen Beschneidungstypen
  • Akute und langfristige Folgen für Betroffene
  • Weltweite Verbreitung
  • Ursprünge und Durchführungsarten
  • Sozio-kulturelle Hintergründe
  • FGM/C als möglicher Asylgrund

Proaktive und kultursensible Unterstützung; Prävention

  • Legitimation, Haltung und Auftrag
  • Proaktive und kultursensible Ansprache
  • Hinweise auf Rekonstruktions-Operation und FIMs Erfahrungen in der Begleitung von Klientinnen
  • Ansprache bei Verdacht und Handlungsablauf bei Kindeswohlgefährdung


Die Veranstaltung bietet Raum für Vernetzung. Nutzen Sie gerne unseren „Vernetzungstisch“ und legen Sie Materialien zu Ihrer Arbeit aus.

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung bis zum 04.05.2025. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt.


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