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"Mitreden, Mitdenken, Mitgestalten: Hürden für die Beteiligung von unterrepräsentierten Gruppen in der Kommune verstehen und überwinden"
Digitaler Fachtag des K3B - Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung des VFB Salzwedel e.V.
Donnerstag, 04. Dezember 2025, 9:30 - 13:00 Uhr (über Zoom)
Wir bitten um Anmeldung bis zum 01.12.2025.
Kommunen unternehmen große Anstrengungen, die politische und soziale Teilhabe aller Menschen vor Ort zu ermöglichen. Teilhabe ist ein essentieller Bestandteil einer liberalen Demokratie und gleichzeitig, in einer vielfältiger werdenden Gesellschaft, keine leichte Aufgabe. Dabei kommt es unweigerlich zu Konflikten, wenn darum gerungen wird, wie unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse miteinander in Einklang gebracht werden können. Wie der Sozialwissenschaftler Aladin El-Mafaalani konstatiert, sind Konflikte in der postmigrantischen Gesellschaft kein Ergebnis gescheiterter, sondern erfolgreicher Integration: Die Konflikte zeigen die Erwartungen an gleichberechtigte Teilhabe an Aushandlungsprozessen. Obwohl migrantische Communities und Selbstorganisationen seit langem eine gleichberechtigte Teilhabe einfordern, werden die Perspektiven und Interessen von Menschen aus eingewanderten Familien nicht ausreichend in kommunale Aushandlungsprozesse einbezogen. Begrenzte Ressourcen, ein umfangreiches Aufgabenspektrum, komplexe Verwaltungsstrukturen und fehlende Zugänge führen dazu, dass Kommunen bei der Einbindung migrantischer Communities häufig an ihre Grenzen stoßen.
Der digitale Fachaustausch am 04. Dezember 2025 widmet sich der Frage, wie die aktive Einbindung migrantischer Communities in kommunale Aushandlungsprozesse besser gelingen kann, um gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Anhand von Impulsen aus der Arbeit migrantischer Selbstorganisationen und Konfliktberater*innen wird diskutiert:
- welche Konfliktdynamiken rund um Teilhabe entstehen,
- welche Formen der Zusammenarbeit sich bewährt haben und welche nicht
- und wie mit migrantischen Communities gesprochen werden kann, statt über sie, um Brücken zwischen Kommunalverwaltung und migrantischen Communities zu schlagen.
Die Veranstaltung richtet sich an Interessierte aus Kommunen und Zivilgesellschaft, sowie Praktiker*innen der Konfliktbearbeitung. Der digitale Fachtag will die Teilnehmenden durch Impulse zum Austausch von Erfahrungen, Analysen und Handlungsoptionen dazu einladen, ihre Perspektiven auf das Thema einzubringen und gemeinsam zu diskutieren.
Wir bitten um Anmeldung bis zum 01.12.2025. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Veranstaltung findet über die Plattform Zoom statt. Die Einwahldaten werden Ihnen rechtzeitig vor der Veranstaltung per E-Mail zugesandt. Bitte überprüfen Sie gegebenenfalls Ihren Spam-Ordner.
Alle Informationen zum Programm, inklusive einer Beschreibung der Praxisbeiträge finden Sie unten auf dieser Seite. Für Rückfragen steht Ihnen Azzam Moustafa (moustafa.konfliktberatung@vfb-saw.de) gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf eine gelungene Veranstaltung!
Mit herzlichen Grüßen aus Salzwedel
Das Team des K3B
Programm
Moderation des Fachtags: Shavu Nsenga, selbstständige Beraterin, ausgebildete Konfliktmediatorin und Bildungsreferentin.
Co-Moderation: Azzam Moustafa, K3B.
09:30 Begrüßung und Eröffnung
Grußwort: Dr. Ulrike Gatzemeier, Leitung K3B
10:00 Keynote Vortrag
Kommunale Teilhabe und Integration in ländlichen Räumen, Zeynep Aydar, Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim
10:45 Praxisbeiträge
Praxisbeitrag 1: Politische Teilhabe in Zivilgesellschaft und Kommunalpolitik, Mamad Mohamad, Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt
Praxisbeitrag 2: Problematisierung von Migration in kommunalen Konflikten anhand des Beispiels vom Stadtteil Neukölln, Mohammed Ali Chahrour, Sozialwissenschaftler und Orsolya Zilahy, Stadtteilkoordination Buckow/Neukölln
Praxisbeitrag 3: „Working with Communities“ – Empowerment als Brücke zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft am Beispiel der Stadt Neuwied, Peter Jung, Bürgermeister Stadt Neuwied und Bilal Almasri, EIRENE
Praxisbeitrag 4: Politische Teilhabe von Migrantinnen und geflüchteten Frauen stärken, Idil Gogus, Dachverband der Migrantinnenorganisationen
11:45 Pause
12:00 Zusammenbringen der Erkenntnisse - Diskussion
13:00 Ende
Programmbeschreibung
Keynote
In ihrer Keynote gibt Zeynep Aydar (Institut für Sozialwissenschaften, Universität Hildesheim) Einblicke in aktuelle Forschung zur Integrationsarbeit in ländlichen Räumen. Im Fokus stehen die Strukturen, Dynamiken und Handlungsspielräume, die lokale Integrationsprozesse prägen. Grundlage ist ein gemeinsames Forschungsprojekt von Zeynep Aydar und Prof. Hannes Schammann in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Untersucht wird, wie Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und migrantische Communities zusammenwirken und an welchen Stellen Zugangshürden entstehen. Die Ergebnisse eröffnen einen differenzierten Blick auf Herausforderungen und Chancen kommunaler Integrationsarbeit und zeigen auf, wie Teilhabe und Zusammenarbeit in ländlichen Räumen nachhaltig gestärkt werden können.
Praxisbeiträge
Praxisbeitrag 1: Politische Teilhabe in Zivilgesellschaft und Kommunalpolitik in ostdeutschen Kommunen
Gründer und Geschäftsführer des Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V. (LAMSA) Mamad Mohamad gibt Einblicke in die Erfahrungen migrantischer Initiativen in Halle/Saale und Ostdeutschland und zeigt auf, welche Möglichkeiten und Grenzen es in der kommunalen Teilhabe gibt. Er stellt dar, welche Hürden migrantische Aktivist*innen und Organisationen im kommunalen Raum erleben, wie die Interessen migrantischer Organisationen in kommunalpolitische Prozesse eingebracht werden können und welche Strukturen politischer Teilhabe funktionieren – und welche nicht.
Praxisbeitrag 2: Problematisierung von Migration in kommunalen Konflikten am Beispiel vom Stadtteil Neukölln, Berlin
Migration wird häufig in direkten Zusammenhang mit kommunalen Konfliktlagen gebracht, wie im Rahmen der „Stadtbild“- Debatte deutlich wird. Wie entsteht die Problematisierung und Stigmatisierung von Migration im kommunalen Kontext, und welche Folgen hat das für Zusammenleben, Konflikte und Teilhabe? In diesem Praxisbeitrag geben Mohammed Ali Chahrour Sozialwissenschaftler und Co-Herausgeber vom Buch „Generalverdacht – Wie mit dem Mythos Clankriminalität Politik gemacht wird“ und Orsolya Zilahy, Stadtteilkoordination Neukölln, Einblicke in Erfahrungen aus Neukölln und zeigen Wege auf, wie der Problematisierung und Stigmatisierung von Migration in kommunalen Konflikten entgegengewirkt werden kann.
Praxisbeitrag 3: „Working with Communities“ – Empowerment als Brücke zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft am Beispiel der Stadt Neuwied
Wie gelingt es, migrantische Communities nachhaltig einzubeziehen und tragfähige Brücken zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft aufzubauen? Der Praxisbeitrag aus der Stadt Neuwied zeigt anhand des Projekts „Starke Nachbarinnen“ (EIRENE & Stadt Neuwied), wie mit Empowerment, dialogorientierter Zusammenarbeit und interkultureller Öffnung Vertrauen gefördert und langfristige Beteiligungsstrukturen aufgebaut werden können. Die Impulsgeber*innen – Bilal Almasri, Projektreferent bei EIRENE und Bürgermeister Peter Jung geben Einblicke in die langjährige Zusammenarbeit: vom Zugang zu migrantischen Communities über gelungene Kooperationen bis hin zu Herausforderungen und entstandenen Good Practices.
Praxisbeitrag 4: Politische Teilhabe von Migrantinnen und geflüchteten Frauen stärken
Wie können Kommunen zu echten Schlüsselorten politischer Beteiligung für Frauen mit Migrationserfahrung werden? In diesem Praxisbeitrag zeigt Idil Gogus, Referentin bei DaMigra e. V., wie migrantische und geflüchtete Frauen kommunale Strukturen erleben – und welche Wege es gibt, ihr Wissen, Engagement und ihre Perspektiven stärker in lokale Entscheidungsprozesse einzubinden. Der Dachverband der Migrantinnenorganisationen – DaMigra – agiert seit 2014 als bundesweiter, herkunftsunabhängiger und frauenspezifischer Dachverband von Migrantinnenorganisationen.
Förderhinweis:
Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes "Vielfalt und Integration gemeinsam gestalten - Strategien für Kommunen im Wandel (StKW)" statt, welches durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union, das Bundesministerium des Inneren und für Heimat, dem Landesprogramm #wirsinddasLand Sachsen-Anhalt, dem Bündnis für Brandenburg, dem Landesprogramm Weltoffenes Sachsen, dem Landespräventionsrat Thüringen, sowie dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen kofinanziert wird.