12:00 - 12:45 Mittagspause
12:45 - 13:45 Vortrag: "Incels, Alphas, Bosstransformationen - Soldatische Männlichkeit und digitaler Faschismus“
Antifeminismus ist integaler Bestandteil von Rechtsextremismus - und gleichzeitig gesellschaftlich omnipräsent. Da die patriarchale Vorherrschaft nach wie vor auf der Ausbeutung und Abwertung von Frauen und queeren Menschen basiert, begreifen Ich-schwache Männer feministische Emanzipation als Angriff nicht nur auf ihre Herrschaft, sondern auf ihre konkrete Persönlichkeit. Diese gekränkte Männlichkeit wird momentan vor allem über das Internet aufgefangen und bestätigt.
Antifeministische Influencer wie der wegen Menschenhandel angeklagte Andrew Tate verzeichnen ein Millionenpublikum und führen schon Teenager an Frauenverachtung, Antifeminismus und Queerfeindlichkeit heran. Misogyne Hasskampagnen wie Gamer Gate oder die monatelangen Angriffe gegen die Schauspielerin Amber Heard machen Frauenhass als Meme und kollektive Unterhaltung salonfähig. Die AfD, die Junge Alternative und ihnen nahestehende Gruppierungen wie die Identitäre Bewegung verwenden gezielt antifeministische Inhalte als Radikalisierungs- und Rekrutierungsinstrument und: faschistische Männlichkeitsbilder gelten hier als Heilsversprechen gegen die Kränkungen und Ohnmacht der Moderne.
Das Ziel der digitalen Gewalt: Betroffene dafür bestrafen, sich öffentlich feministisch zu äußern - und sie zum Schweigen zu bringen. Oftmals verbleibt diese Gewalt jedoch nicht nur im digitalen Raum, sondern wird konkret: in antifeministischer Politik, sexueller Gewalt, bis hin zum Terror. In den Manifesten rechtsterroristischer Attentäter finden sich ausnahmslos Bezüge auf Antifeminismus, und mit der Incel-Subkultur, deren Anschläge bereits über 100 Menschen ermordet und verletzt haben, existiert eine spezifisch misogyne Form von Terrorismus. Trotzdem gibt es seitens von Politik und Behörden erschreckend wenig Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen, Betroffene werden allein gelassen. Der Vortrag wird Zusammenhänge, Mechanismen und Funktionen misogyner Online-Gewalt aufzeigen und in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext setzen - denn diese Gewalt ist keine Ausnahmeerscheinung patriarchaler Verhältnisse, sondern ihre logische Zuspitzung.
Referentin: Veronika Kracher beschäftigt sich seit 2015 schwerpunktmäßig mit "belastenden Männern im Internet". Sie forscht zu Antifeminismus, Rechtsextremismus und Online-Radikalisierung. 2020 erschien ihr Buch "Incels - Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults", im Frühjahr 2026 wird ihr nächstes Buch "Bitch Hunt - Über misogyne Hasskampagnen" erscheinen. Ansonsten publiziert sie regelmäßig in linken Zeitungen und Fachzeitschriften. Instagram
14:00 - 15:00 Austausch im Plenum und Ende des CourageFachtages