Voranmeldung
Info
Im Mittelpunkt des Projektes steht eine an den Bedarfen der Berater*innen ausgerichtete Fortbildung. Sie umfasst fünf Module und findet jeweils zweitägig in Bochum oder Berlin statt.
Darüber hinaus werden die Teilnehmer*innen in kollegialen Fallberatungen zwischen den Fortbildungsmodulen online fallbezogen beraten und gecoacht. Hier werden relevante Fragestellungen oder eigene anonymisierte Fälle mit psychologisch geschulten Mitarbeiter*innen aus der Beratungspraxis diskutiert. Des Weiteren besteht (auch über den Fortbildungszeitraum hinaus) die Möglichkeit, weiterer Unterstützung durch die Mitarbeitenden des Projekts „Evoluo“ in Kooperation mit dem bundesweit tätigen Projekt „NEXUS Beratungsnetzwerk Bund“ der Charité zu erhalten.
Wir wollen allen Teilnehmer*innen ermöglichen, am ersten Tag an- und am zweiten Tag wieder abzureisen. Aus diesem Grund startet der erste Tag immer um 13 Uhr, der zweite Tag endet spätestens um 16 Uhr.
Termine:
Modul 1 „Sensibilisierung“
04./05. Mai 2023 in Bochum
Kollegiale Fallberatung (online): 16. Mai, 09:30 - 12:00 Uhr
Modul 2 „Wissen“
25./26. Mai 2023 in Bochum
Kollegiale Fallberatung (online): 06. Juni, 09:30 - 12:00 Uhr
Modul 3 „Handlungssicherheit entwickeln“
15./16. Juni 2023 in Bochum
Kollegiale Fallberatung (online): 19. September, 09:30 - 12:00 Uhr
Modul 4 „Handlungssicherheit ausbauen“
28./29. September 2023 in Berlin
Kollegiale Fallberatung (online): 07. November, 09:30 - 12:00 Uhr
Modul 5 „Vernetzung“
16./17. November 2023 in Berlin
Hintergrund
In Radikalisierungsprozessen wirken soziale und psychische Dynamiken zusammen. Wechselwirkungen zwischen der psychischen Innenwelt und der sozialen Außenwelt beeinflussen die individuelle Zuwendung zu sowie die Distanzierung von extremistischen Szenen und Ideologien. Zwar gibt es keinen generellen Kausalzusammenhang zwischen Radikalisierung und psychischen Belastungen oder Störungen, jedoch können sie trotzdem als Risikofaktoren wirken.
Beratungsstellen im Bereich des islamistischen Extremismus begegnen individuellen Radikalisierungsprozessen mit einem breiten Spektrum an Wissen und Methoden. Gleichzeitig wünscht sich die Mehrheit der Berater*innen mehr Wissen über psychische Phänomene sowie Handlungssicherheit im Umgang mit ihnen. Das ist auch das Ergebnis einer Bedarfsanalyse, die das Projektteam 2022 durchgeführt hat. Insgesamt wurden neun Berater*innen in Einzelinterviews und einem Fokusgruppengespräch befragt. Die Teilnehmer*innen wollten vor allem wissen, wie sie psychische Belastungen und Störungen erkennen, wie sie professionell handeln und mit wem aus den Gesundheits- und Heilberufen sie zusammenarbeiten können.
Ziele
Aufgrund dieser Ausgangslage verfolgt das Projekt Evoluo vier Ziele:
- Sensibilisieren gegenüber psychischen Belastungen und Störungen im Kontext von (De-)Radikalisierung
- Wissen über beratungsrelevante psychologische Aspekte von Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen vermitteln
- Handlungssicherheit im Umgang mit psychisch auffälligen Klient*innen herstellen
- Vernetzen von Berater*innen im Themenfeld (De-)Radikalisierung mit Unterstützungssystemen der Gesundheits- und Heilberufe
Wissenschaftlicher Fachbeirat
Die Inhalte der Fortbildung basieren auf der Bedarfsanalyse, den multiprofessionellen Perspektiven der beiden Träger und dem aktuellen Forschungsstand. Im Rahmen der Qualitätssicherung begleitet ein wissenschaftlicher Fachbeirat das Projekt.Dieses Gremium hat vier Mitglieder:
Frau Aylin Turay ist als Psychologin für die Beratungsstelle „Radikalisierung“ des BAMF tätig und berät Hilfesuchende zu Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen im Phänomenbereich des Islamismus.
Janusz Biene-Clément ist Mitarbeiter des Legato Projektverbunds in Trägerschaft der Vereinigung Pestalozzi und leitet das Projekt "Kommunale Fachberatung: Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt". Zuvor leitete er mehrere Projekte im Bereich der Prävention und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt und dem Leipnitz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung tätig.
Prof. Dr. Dr. Jan Kizilhan ist Leiter des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung der DHBW Villingen-Schwenningen und Dekan des Instituts für Psychotherapie und Psychotraumatologie an der Universität Dohuk.
Dr. Marius Raab forscht und lehrt am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Ein Hauptaufgabengebiet seiner Forschung ist das Themenfeld Verschwörungstheorie.