Anmeldung beendet
Info
Im Mittelpunkt des Projektes steht eine an den Bedarfen der Berater*innen ausgerichtete Fortbildung. Sie umfasst vorraussichtlich fünf Module und findet jeweils zweitägig in Bochum und/oder Berlin statt.
Darüber hinaus können relevante Fragestellungen sowie eigene anonymisierte Fälle in fortbildungsbegleitenden kollegialen Fallberatungen mit anderen Teilnehmenden und Psycholog*innen aus der Beratungspraxis online diskutiert werden. Dabei kann das in der Fortbildung erworbene Wissen praktisch angewendet sowie neue Erkenntnisse für die Module gewonnen werden.
Zusätzlich unterstützt das EVOLUO-Team die Teilnehmenden in der konkreten Fallarbeit. Zum Beispiel bieten Psycholog*innen, die seit mehreren Jahren in der Distanzierungsarbeit tätig sind, ein begleitendes Coaching an. Je nach Bedarf können sie mit Berater*innen oder, falls nötig und gewünscht, auch mit ihren Klient*innen arbeiten. Dabei verbleibt die Fallführung zu jedem Zeitpunkt bei der entsprechenden Beratungsstelle. Das gesamte Projekt arbeitet nach den geltenden Datenschutzstandards.
Bei therapeutischem Unterstützungsbedarf kooperiert das EVOLUO-Team mit dem bundesweit tätigen Projekt NEXUS Beratungsnetzwerk Bund der Charité.
Hintergrund
In Radikalisierungsprozessen wirken soziale und psychische Dynamiken zusammen. Wechselwirkungen zwischen der psychischen Innenwelt und der sozialen Außenwelt beeinflussen die individuelle Zuwendung zu sowie die Distanzierung von extremistischen Szenen und Ideologien. Zwar gibt es keinen generellen Kausalzusammenhang zwischen Radikalisierung und psychischen Belastungen oder Störungen, jedoch können sie trotzdem als Risikofaktoren wirken.
Beratungsstellen im Bereich des islamistischen Extremismus begegnen individuellen Radikalisierungsprozessen mit einem breiten Spektrum an Wissen und Methoden. Gleichzeitig wünscht sich die Mehrheit der Berater*innen mehr Wissen über psychische Belastungen und Störungen, deren Auswirkungen auf die Beratung sowie Handlungssicherheit im Umgang mit psychisch auffälligen Klient*innen. Das ist auch das Ergebnis einer Bedarfsanalyse, die das Projektteam 2022 durchgeführt hat. Insgesamt wurden neun Berater*innen in Einzelinterviews und einem Fokusgruppengespräch befragt. Die Teilnehmer*innen wollten vor allem wissen, wie sie psychische Belastungen und Störungen erkennen, wie sie professionell handeln und mit wem aus den Gesundheits- und Heilberufen sie zusammenarbeiten können.
Ziele
Aufgrund dieser Ausgangslage verfolgt das Projekt EVOLUO vier Ziele:
- Sensibilisieren gegenüber psychischen Belastungen und Störungen im Kontext von (De-)Radikalisierung
- Wissen über beratungsrelevante psychologische Aspekte von Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen vermitteln
- Handlungssicherheit im Umgang mit psychisch auffälligen Klient*innen herstellen
- Vernetzen von Berater*innen im Themenfeld (De-)Radikalisierung mit Unterstützungssystemen der Gesundheits- und Heilberufe
Wissenschaftlicher Fachbeirat
Die Inhalte der Fortbildung basieren auf der Bedarfsanalyse, den multiprofessionellen Perspektiven der beiden Träger und dem aktuellen Forschungsstand. Im Rahmen der Qualitätssicherung begleitet ein wissenschaftlicher Fachbeirat das Projekt.Dieses Gremium hat vier Mitglieder:
Frau Aylin Turay ist als Psychologin für die Beratungsstelle „Radikalisierung“ des BAMF tätig und berät Hilfesuchende zu Radikalisierungs- und Distanzierungsprozessen im Phänomenbereich des Islamismus.
Janusz Biene-Clément ist Mitarbeiter des Legato Projektverbunds in Trägerschaft der Vereinigung Pestalozzi und leitet das Projekt "Kommunale Fachberatung: Prävention und gesellschaftlicher Zusammenhalt". Zuvor leitete er mehrere Projekte im Bereich der Prävention und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt und dem Leipnitz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung tätig.
Prof. Dr. Dr. Jan Kizilhan ist Leiter des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung der DHBW Villingen-Schwenningen und Dekan des Instituts für Psychotherapie und Psychotraumatologie an der Universität Dohuk.
Dr. Marius Raab forscht und lehrt am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Ein Hauptaufgabengebiet seiner Forschung ist das Themenfeld Verschwörungstheorie.