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Nach dem 7. Oktober: Herausforderungen und Perspektiven für Bildung und Forschung

Datum: 26.11.2024, 16:30 – 20:00 Uhr und 27.11.2024, 09:00 – 17:30 Uhr

Ort: Der Tagungsort ist in Berlin (Mitte) und wird nach der Anmeldung bekanntgegeben.

Das Massaker vom 7. Oktober ist ein tiefer kollektivbiografischer Einschnitt und eine Zäsur für das Leben der jüdischen und israelischen Community in Israel und Deutschland. Die Verdichtung antisemitischer Reflexe und der Gewalt gegen Jüdinnen_Juden nach dem 7. Oktober bilden eine weitere Front. Seit dem Massaker und dem Krieg in Israel und Gaza-Streifen ist die antisemitische Bedrohung massiv angestiegen – Betroffene berichten von Diskriminierung, verbalen und physischen Ãœbergriffen, schwindenden Bündnissen, beeinträchtigter Teilhabe. Sowohl in der Forschung als auch Bildung entstehen neue Bedarfe; Institutionelle Schutzlücken, Unsicherheiten, Leerstellen werden dabei besonders sichtbar. Das Bewusstsein für die zunehmende Radikalisierung des Antisemitismus wächst allmählich. Gleichzeitig ist das Verständnis für die weitreichenden Veränderungen für Jüdinnen_Juden nach dem 7. Oktober noch sehr eingeschränkt.  

Das diesjährige Fachsymposium gibt Einblicke in die Forschung zu den Auswirkungen des 7. Oktober auf jüdische und israelische Communities und fragt nach strukturellen Manifestationen des Antisemitismus in hiesigen Bildungsinstitutionen. Das Ziel der Veranstaltung ist es, Folgen der Gewalt und die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen und Herausforderungen sowie Perspektiven für die Forschung und Bildung auszuloten.  

Das Fachsymposium wird ermöglicht durch die Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« und der Landesstelle für Gleichberechtigung – gegen Diskriminierung (LADS) Berlin. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam statt.​​​​​​​

Zur Anmeldung »

26.11.24  - Tag 1

16:30 Uhr
Eröffnung
Ferda Ataman (Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung)
Marina Chernivsky (Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung)

17:00 Uhr
»Kein anderes Land«
Lesung und Diskussion mit Sarah Levy, digitale Zuschaltung aus Israel
Moderation: Shelly Kupferberg (rbb Kultur)

18:30 Uhr
Pause

19:00 Uhr
Mo(u)rning
Musikalische Installation von Juan Pablo Martini
Anschließend Gespräch mit Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein (Humboldt-Universität zu Berlin) und Joel Ben-Joseph (Humboldt-Universität zu Berlin)
Moderation: Shelly Kupferberg (rbb Kultur)

Ab 20:00 Uhr
Empfang


27.11.24  - Tag 2

Keynote
Marina Chernivsky (Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung)

10:30 Uhr
1. Symposium: Weitreichende Zäsur? Erkenntnisse und Implikationen für Forschung und Lehre
Dr. Sina Arnold (Zentrum für Antisemitismusforschung TU Berlin), Prof. Dr. Doron Kiesel (Zentralrat der Juden), Dr. Cihan Sinanoglu (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung), Dr. Michaela Conen (Universität der Künste Berlin)
Moderation: Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai (Fachhochschule Potsdam)

12:00 Uhr
Mittagspause

13:00 Uhr
Workshops

»insofern (.) sehe ich in Deutschland wenig Möglichkeiten für uns (.) wenig Chancen« – Empirische Einsichten zur Situation an Hochschulen für jüdische und israelische Studierende
Dr. Hanne Balzer, Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai, Sophia Hoppe (Fachhochschule Potsdam & Forschungsbereich am Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung)

Hochschulen sind seit dem 7. Oktober 2023 zunehmend zu einem Austragungsort von antisemitischen Diskursen geworden. Ergebnisse unserer Studie zu den Auswirkungen des terroristischen Anschlags am 7. Oktober 2023 auf die jüdische und israelische Community in Deutschland zeigen, dass Zukunftsperspektiven eingeschränkt, das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt und der Alltag an Hochschulen für jüdische Personen erheblich erschwert werden. Es wird von einer Stimmung der Angst gesprochen, die den Sozialraum Hochschule charakterisiert. Der Workshop bietet Raum, aktuelle Forschungsergebnisse gemeinsam zu reflektieren, diskutieren und weiterzudenken. 


Psychosoziale Folgen für Betroffene – Herausforderungen für Institutionen: Ein Jahr Opferberatung nach dem 7. Oktober
Tabea Adler und Ella Enzmann (OFEK e.V.)

Das Massaker vom 7. Oktober 2023 hat erhebliche Auswirkungen auf jüdischen Communities. Antisemitismus ist noch mehr zu einem alltagsprägenden Phänomen geworden. Jenseits von einzelnen Vorfällen sind Jüdinnen_Juden an ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigt. Der immense Anstieg an Beratungsfällen und die sich verändernden Qualität antisemitischer Gewalt verdeutlichen die Implikationen des Terrors und der veränderten gesellschaftlichen Akzeptanz von Antisemitismus.  

Es wird deutlich, dass der Umgang mit antisemitischen Vorfällen in Institutionen, wie Schulen und Hochschulen einer dringenden Weiterentwicklung Bedarf. Im Workshop setzen wir uns mit antisemitischen Strukturen aus dem Blickwinkel von Betroffenen auseinander und tauschen uns über Handlungsmöglichkeiten an Institutionen aus. 


Erkenntnisse und Feldreflexionen aus der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften und Multiplikator*innen nach dem 7. Oktober
Alexander Vasmer und Lea Güse (Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung)

Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der beispiellose Terror vom 7. Oktober und die extremen antisemitischen Folgen für Jüdinnen_Juden in Deutschland einen unwiderruflichen Einschnitt darstellen. Ein Einschnitt, der sich auch in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit zeigt und den wir gemeinsam reflektieren möchten. 

In dem Workshop teilen wir unsere Erfahrungen und Reflexionen aus der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften und Multiplikator*innen nach dem 7. Oktober. Zentral ist hierbei die Reflexion der (fehlenden) individuellen wie kollektiven Resonanz auf antisemitische Gewalt – vor wie nach dem 7. Oktober. Die Teilnehmenden haben die Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus nach dem 7. Oktober im und außerhalb der Seminarraums auszutauschen und eigene Erkenntnisse und Reflexionen zu diskutieren. 


15:00 Uhr
Pause

15:30 Uhr
2. Symposium: Zwischen Ohnmacht und Handlungszwang – Leerstellen und Grundprinzipien antisemitismuskritischer Professionalisierung
Anne Goldenbogen (Bildung in Widerspruch), Aya Zarfati (Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz), Prof. Dr. Aysun Doğmuş (Technische Universität Berlin), Alisa Gadas (AMCHA Deutschland e.V.)
Moderation: Romina Wiegemann Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung)

17:00 Uhr
Kommentar
Deborah Hartmann
(Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz)

Gesamtmoderation: Shelly Kupferberg (rbb Kultur)

Zur Anmeldung »