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Was kümmert’s uns?! – Wie soziale Professionen zwischen Zivilcourage und Zivilem Ungehorsam Gesellschaft mitgestalten
Gewaltsame Angriffe wie etwa auf Politiker*innen in und außerhalb von Wahlkämpfen, aber auch gegenüber Personen unterschiedlicher helfender Berufe lassen den Ruf nach (mehr) Zivilcourage laut werden. Durch das Öffentlich machen von sozialen Ungleichheitsverhältnissen wird sie zivilgesellschaftlich sowie politisch eingefordert. Daneben wird aber auch über Formen zivilcouragierten Verhaltens als ziviler Ungehorsam, mit so unterschiedlichen Stichworten wie „Klimakleber“ oder „Zeugnisverweigerungsrecht“ kontrovers diskutiert. In diesem Spektrum stellt sich die Frage: Was macht eigentlich gutes zivilgesellschaftliches Engagement aus? Wo sind Grenzen, welche Orientierungspunkte braucht es? Aus der Überzeugung, dass Zivilcourage nicht allein beim Einzelnen verortet ist, braucht es also ein gemeinsames Nachdenken über den Rahmen zivilgesellschaftlicher Verantwortung.
Rolle der sozialen Berufe
Welche Rolle den sozialen Berufen bei dieser gesellschaftlichen Herausforderung zukommt, möchten wir am geplanten Fachtag nachgehen. Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Akteur*innen loten wir das Spannungsfeld zwischen Zivilcourage und Zivilem Ungehorsam aus. Nach einer gemeinsamen inhaltlichen Einstimmung werden engagierte Personen aus Berufsverbänden, NGOS, Kirche und Wissenschaft Workshops gestalten. Diese Fäden werden am Ende aufgegriffen und zu einem Netz verbunden, an dessen losen Enden weitergesponnen werden darf.
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Infos zu den Workshops
Felicitas Beeck (DBSH): Haltung zeigen, Stimme erheben – Zivilcourage in der Sozialen Arbeit
„Wie können Fachkräfte der Sozialen Arbeit mutig und verantwortungsvoll handeln, wenn Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität auf dem Spiel stehen? Dieser interaktive Workshop beleuchtet die Bedeutung von Zivilcourage im beruflichen Alltag und verknüpft sie mit den ethischen Leitlinien des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH).“
Benedikt Kern (Theologe, Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche NRW): Kirchenasyl – Zivilcourage oder illegales Handeln?
Zivilcourage oder illegales Handeln? Kirchenasyl funktioniert in einer rechtlichen Grauzone und schützt Menschen durch temporäre Zuflucht vor Abschiebung. Als Vertreter des Netzwerk Kirchenasyl Münster spricht Benedikt Kern über das Verhältnis von festgeschriebenem Recht und Handlungsmöglichkeiten. Darüber hinaus entwickelt der Workshop Perspektiven für solidarisches Engagement.
Prof. Dr. Ruben Zimmermann (Universität Mainz) und Verena Konrad (Alumna KH Mainz): Wäre Jesus Klimaaktivist? Ziviler Ungehorsam und Klimaschutz
Brauchen wir radikale Klimagruppen und zivilen Ungehorsam im Rechtsstaat? Oder müssen wir diese als „Klima-Terroristen“ verteufeln? Wie können wir auf das Wirken dieser Gruppen differenziert eingehen und was bedeutet dies für jene, die ihr soziales Engagement und berufliches Handeln vor einem christlichen Horizont ausüben?
Johannes Keienburg (Landeskoordination Prävention und Demokratieförderung/Demokratiezentrum Rheinland-Pfalz): Universelle Prävention und Demokratieförderung als Auftrag der Sozialen Arbeit
Soziale Arbeit hat als Menschenrechtsprofession ein klares Mandat zum Schutz der Menschenwürde. In einer Zeit, in der unsere Demokratie durch unterschiedlichste antidemokratische Strömungen unter Druck steht, darf die Soziale Arbeit sich nicht auf eine vermeintliche Neutralität zurückziehen und muss sich im politischen Spannungsfeld zur Wahrung der Menschenwürde positionieren. Universelle Prävention und Demokratieförderung kann als Auftrag der Sozialen Arbeit formuliert werden. Dieser Workshop wird außerdem einen Einblick in die Präventionsarbeit des Demokratiezentrum Rheinland-Pfalz geben.
Sebastian Gültner (Vertretungsprofessur für Recht, KH Mainz): Rechte und Pflichten von Zeug:innen im Strafverfahren mit dem Fokus auf einem Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter:innen
Im Workshop wollen wir zunächst den rechtlichen Rahmen betrachten, den die StPO und das StGB für Zeug:innen im Strafverfahren abstecken. Im Anschluss soll sich der Blick auf die Probleme richten, die dieser Rahmen in rechtlicher und praktischer Hinsicht mit sich bringt. Den Fokus möchten wir dabei auf die Profession der Sozialen Arbeit legen, wo sich das altbekannte Spannungsfeld von staatlicher Kontrolle und Unterstützung in besonders dramatischer Weise zeigt und Berufsangehörige vom Gesetzgeber durch widersprüchliche Handlungsanweisungen mit einem in letzter Konsequenz existenziellen Dilemma alleine gelassen werden.