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Angebote der politischen Bildung sollten alle Menschen erreichen. In der Realität zeigt sich jedoch, dass offene politische Angebote vor allem von denjenigen besucht werden, die solche Formate bereits kennen und nutzen. Als Erklärungsversuch für dieses Phänomen kann die hohe Hürde gesehen werden, die der erstmalige Besuch von politischen Bildungsangeboten darstellt. Sowohl für die Teilhabe aller Menschen an einer demokratischen Gesellschaft als auch für die Stärkung der Demokratie ist es jedoch notwendig, Angebote für alle Personenkreise zu gestalten, Zugänge zu schaffen und Hürden abzubauen.
Doch wie sollten Angebote gestaltet werden, damit sie niedrigschwellig und ansprechend sind? Mit dieser Leitfrage werden wir uns im Rahmen dieser Multiplikatior*innen-Schulung auseinandersetzen.
Als Auftakt spricht die Sprachwissenschaftlerin Nada Heller (Duale Hochschule Villingen-Schwenningen) in einem Online-Vortrag zum zielgruppengerechten Einsatz von leichter und einfacher Sprache. In der anschließenden Diskussion können Fragen gestellt werden. Im Präsenz-Workshop wird die Konzeption niedrigschwelliger Angebote zunächst theoretisch betrachtet und anschließend praktisch erprobt. Dr. Frank Andraschko (Universität Hamburg) gibt Impulse zur Planung und Umsetzung sowie Beispiele bereits umgesetzter Veranstaltungen.
Die zuvor erlernten Grundlagen sollen anschließend genutzt werden, um konkrete Angebote zu erarbeiten. Diese werden im Juni 2023 umgesetzt, wofür ein ausreichend großes Budget zur Verfügung steht. Eine aktive Teilnahme bei der Umsetzung der Angebote ist gewünscht, jedoch nicht zwingend erforderlich. Als Arbeitsgrundlage stehen vier vorbereitete Themen zur Auswahl, die Details der Angebote gestalten die Teilnehmer*innen der Fortbildung jedoch selbst.
Anhand folgender Themen soll praktisch geübt werden. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.
- Alles NS-Geschichte? Verfolgung im Nationalsozialismus und die Orte, die daran erinnern.
- Den Ausgangspunkt stellt bei diesem Angebot das Hotel Silber, die ehemalige Gestapozentrale. Betrachtet werden die Täter*innen, ihre Handlungen und deren Auswirkungen, aber auch die staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen, die es ermöglichten, eine Diktatur zu errichten. Die zentrale Frage könnte lauten: Wie und warum sollen wir an die NS-Geschichte erinnern und was hat das so oft wiederholte „Nie wieder“ mit uns zu tun?
- (Post-)Koloniale Strukturen in Stuttgart.
- In diesem Angebot soll die Geschichte des deutschen Kolonialismus und dessen Auswirkungen auf unsere heutige Zeit im Mittelpunkt stehen. Wir wollen uns u.a. anschauen, wo sich die deutsche Kolonialzeit noch heute im Stadtbild Stuttgarts zeigt und wie Politik und Gesellschaft mit der kolonialen Vergangenheit umgehen. Die Perspektive von Betroffenen soll in den Mittelpunkt rücken. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit dieses Thema mit der eigenen Biographie zu tun hat.
- Die KZ-Gedenkstätte Leonberg: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.
- Die KZ-Gedenkstätte Leonberg ist nur einer von vielen Orten, in denen Menschen im Nationalsozialismus durch Zwangsarbeit ausgebeutet wurden. Dieses Angebot soll die Auseinandersetzung mit dem Ort und dessen Geschichte ermöglichen, wobei das Thema Zwangsarbeit und einzelne Biografien ehemaliger Häftlinge im Fokus stehen.
- Das grüne U in Stuttgart – Stadträume (neu) entdecken.
- Stuttgart ist eine Autostadt, stickig und laut. Doch es gibt (grüne) Räume, Parks und stadtnahe Wanderwege, die es zu entdecken gilt. In diesem Angebot soll ein Umweltthema untersucht und mit einer Wanderung verknüpft werden. Soziale Stadtplanung, Stadtklima, Umweltschutz oder die Nutzung urbaner Räume könnten Ansätze sein.
Die Multiplikator*innen-Schulung vermittelt grundlegende Kenntnisse zur Konzeption und Gestaltung von niedrigschwelligen Angeboten. Sie richtet sich an Menschen mit und ohne Erfahrung in der Konzeption von (niedrigschwelligen) Bildungsangeboten, die ehrenamtlich, haupt- und nebenberuflich mit Menschen arbeiten.
Die Anmeldung ist bis zum 11. Mai möglich. Die Teilnehmendenzahl für das Präsenzseminar ist auf maximal 16 Personen begrenzt. Eine Teilnahme nur am Online-Vortrag (12.05., 16.30-18.30 Uhr) ist möglich.