Anmeldung (noch 70 verfügbar)
Info
Die Geschäftsstelle Gender & Diversity, Stadt Freiburg, und Checkpoint Aidshilfe Freiburg e. V. veranstalten in Kooperation mit dem Theater Freiburg am Dienstag, 4. Mai 2021, die digitale
Fachtagung „Pflege & Vielfalt"
Die Veranstaltung wird aus dem Theater Freiburg von 16.00 – 20.00 Uhr gestreamt. Sie können sich aktiv als Mitwirkende online anmelden.
Einen kurzen Input zu den thematischen Schwerpunkten der digitalen Fachtagung haben wir in dem Trailer, abrufbar wie folgt zusammengefasst unter www.freiburg.de/pflege-vielfalt
Das Programm:
16:00 Uhr | Begrüßung: Annette Winker, Musikerin, Fagottspiel Snežana Sever, Leitung, Geschäftsstelle Gender & Diversity Ulrike Hoffmeister, Geschäftsführung, Checkpoint Aidshilfe Freiburg e. V. |
Klaus Stehling: Moderation | |
16:05 Uhr | Kurzvorstellung des Programms |
16:15 Uhr | Grußwort: Martin W.W. Horn, Oberbürgermeister Stadt Freiburg |
16:25 Uhr | Grußwort: Walter Krögner, Vorstand Checkpoint Aidshilfe Freiburg e. V. |
16:30 Uhr | Grußwort mit fachlichen Input von Prof. Dr. Thomas Klie: „Diversität in der Pflege“ |
16:40 Uhr | Vorstellung der fünf Referent_innen |
16:50 Uhr | Boris Gourdial, Leitung, Amt für Soziales und Senioren, Stadt Freiburg „Kultur- und geschlechtersensible Pflege im Spannungsfeld zum Fachkräftemangel und der Corona Pandemie“ |
17:00 Uhr | Heike Gronski, Deutsche Aidshilfe e.V. „Besondere Situation und spezielle Bedürfnisse von älteren Menschen mit HIV im Bereich der Altenpflege“ |
17:15 Uhr | Ralf Lottmann, Vertretungsprofessur Gesundheitspolitik, Hochschule Magdeburg-Stendal „Vorstellung des AWO-Praxishandbuchs zur Öffnung der Altenhilfe-Einrichtungen für LSBTTIQ-Menschen“ |
17:25 Uhr | Lothar Andrée, Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband e. V. „Das Praxishandbuch zur Öffnung der Altenhilfe-Einrichtungen für LSBTIQ*“: Entstehung – Erprobung – Erkenntnisse“ |
17:40 Uhr | Reingard Wagner, Lesben und Alter e. V. Hamburg Altersarmut von lesbischen Frauen – warum sind sie besonders armutsgefährdet?“ |
17:55 Uhr | Fragerunde |
18:15 Uhr | Moderation zum Streaming und den Austauschforen - Streaming aus dem Hauptraum, Winterer Foyer (öffentlich), Austauschforen (Breakout-Rooms, nicht öffentlich). |
1. Austauschforum Heike Gronski: Berührungsängste in der Pflege am Beispiel von Menschen mit HIV – Ableitungen für Praxis und Lehre | |
2. Austauschforum Lothar Andrée: Queersensible Pflege – Praxiserfahrungen und Umsetzungsmöglichkeiten an ausgewählten Beispielen aus Altenhilfeeinrichtungen | |
3. Austauschforum Reingard Wagner: Wünsche und Ansprüche älterer und alter queerer Menschen an Wohnen und Pflege – wie kann ein vielfältiges Leben auch im Alter möglich sein? | |
18:30 - 19:15 Uhr | Streaming-Programm mit Musik und szenischer Lesung: Annette Winker, Fagott; Theater Freiburg: Szenischer Lesung - „Auf Klingel“ Berufsalltag und Leben von Menschen in der Pflege |
zeitgleich: 18:30 - 19:15 Uhr | Nichtöffentliche Austauschforen: Die angemeldeten Teilnehmenden werden entsprechend ihrer Anmeldung in die jeweiligen Unterräume zu den drei Austauschforen online zugeteilt. |
19:20 Uhr | Abschluss-Plenum Mitwirkende: Heike Gronski, Deutsche Aidshilfe e.V. Lothar Andrée, Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bundesverband e. V. Reingard Wagner, Lesben und Alter e. V. Hamburg Boris Gourdial, Amtsleitung, Amt für Soziales und Senioren, Freiburg Ulrike Hoffmeister, Checkpoint Aidshilfe Freiburg e. V. Snežana Sever, Geschäftsstelle Gender & Diversity, Stadt Freiburg |
19:50 Uhr | Danksagung und Ausklang mit Musik Ulrike Hoffmeister, Checkpoint Aidshilfe Freiburg e.V. Snežana Sever, Stadt Freiburg, Geschäftsstelle Gender & Diversity |
Wenn Sie sich auf der digitalen Fachtagung aktiv beteiligen möchten, in dem Sie bei der Fragerunde nach den Vorträgen an die Referierenden Fragen stellen können oder bei einen der drei Austauschforen zu einen der drei Themen diskutieren wollen, können Sie sich gerne über den Onlinemeldebogen anmelden.
Sie erhalten nach dem Eingang des Onlinebogens von uns eine Bestätigung zu Ihrer Anmeldung sowie in Folge, kurz vor der Fachtagung, die personalisierten Zugangsdaten. Bitte beachten Sie, dass die Veranstaltung aufgenommen wird. Selbstverständlich können Sie Ihre Kamera ausgeschaltet lassen.
Weitere Informationen, das Programm und das Plakat zur Veranstaltung finden Sie auf der Homepage: www.freiburg.de/gender-diversity sowie www.checkpointaidshilfe.de
Die Veranstaltung ist mit allen angebotenen Programminhalten kostenfrei. Das ge-streamte Programm wird von Gebärdensprachdolmetscher_innen begleitet.
Bei Fragen können Sie uns gerne kontaktieren.
Vorträge und Referierende
Prof. Dr. habil. Thomas Klie, Evangelische Hochschule Freiburg, Rechts- und Verwaltungswissenschaften, Gerontologie FIVE e.V.; Institutsleitung AGP und zze
Diversität in der Pflege
„Wir Menschen sind anders.“ Dieser aus der Behindertenbewegung bekannte Satz gilt auch für die Pflege. Pflege ist im Kern Interaktionskunst in schwierigen, existentiell herausfordernden Lebenssituationen. Pflege zeichnet sich neben den professionellen Wissensbeständen durch Empathie, Mitschwingungsfähigkeit, einem konsequenten Personenbezug und Dialog- und Aushandlungsfähigkeit aus. Der Mensch als weltoffenes Wesen bringt eine Vielfalt an Prägungen, Orientierungen, Werthaltungen und kulturellen Einflüssen mit. Bei allen fachlichen und administrativen Normierungen: Die Akzeptanz von und Kompetenz im Umgang mit Diversität zeichnet professionelle Pflege und Institutionen aus.
Boris Gourdial, Amtsleitung Amt für Soziales und Senioren, Stadt Freiburg im Breisgau
Kultur- und geschlechtssensible Pflege im Spannungsfeld zum Fachkräftemangel und der Corona-Pandemie
Der Pflegebereich muss sich aktuell mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen. So gewinnt die kultursensible Pflege immer mehr an Bedeutung. Pflegekräfte und die zu pflegenden Personen haben vermehrt unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Ein besseres Verstehen der eigenen und der anderen Kultur hilft im Umgang mit und bei der Betreuung von Menschen. Gilt dies auch für die neu aufkommende Frage im Bereich der geschlechtersensiblen Pflege? Kann dieses bedeutsame Thema in einer Zeit, in der ein Fachkräftemangel im Pflegebereich besteht und die neu eingeführte generalistische Pflegeausbildung eine Herausforderung darstellt, überhaupt Beachtung finden? Müssen weniger Pflegekräfte nicht immer mehr leisten und haben immer weniger Zeit für die Bedürfnisse ihrer Patient_innen? Welche zusätzlichen Auswirkungen hat die Corona-Pandemie dabei? Diesen Fragen sollen auf dem Fachtag beleuchtet werden.
Heike Gronski, Fachreferent_in Leben mit HIV Deutsche Aidshilfe
Besondere Situationen und spezielle Bedürfnisse von älteren Menschen mit HIV im Bereich der Altenpflege
Statistisch gesehen haben immer mehr HIV-positive Menschen mit Pflegepersonen zu tun – und umgekehrt. Das liegt insbesondere an den verbesserten Therapiemöglichkeiten, wodurch Menschen mit HIV immer älter werden. Durch den zeitlich intensiven Kontakt zu ihren Patient_innen können Pflegende eine ganze Menge bewegen, was bspw. seelische Entlastung und Entstigmatisierung angeht. Leider machen viele Menschen mit HIV jedoch eine ganz andere Erfahrung. Obwohl eine Übertragung von HIV in der pflegerischen Tätigkeit bei Beachtung der allgemeinen Hygiene- und Arbeitssicherheitsregeln nahezu ausgeschlossen ist, haben immer noch viele Pflegende große Informationsdefizite und Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit HIV. Auf dem Fachtag wollen wir uns mit der besonderen Situation und den speziellen Bedürfnissen von älteren Menschen mit HIV im Bereich der Altenpflege beschäftigen.
Dr. Ralf Lottmann, Vertretungsprofessur Gesundheitspolitik Hochschule Magdeburg-Stendal (HAW) FB Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien
Vorstellung des Praxishandbuchs der AWO zur Öffnung der Altenhilfe-Einrichtungen für LSBTIQ*
Aus dem Praxishandbuch der AWO werden zur Öffnung der Altenhilfe für LSBTIQ* der Leitfaden und die Instrumente für die Praxis vorgestellt. Es soll dabei der Frage nachgegangen werden, warum LSBTIQ* in der offenen und stationären Altenhilfe ein Thema werden sollte und welche Chancen es für die Altenhilfe und -pflege generell bieten kann, wenn Individualität und Lebensgeschichte von Menschen verschiedener Geschlechter, geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Praxisinstrumente des Handbuches können als eine Einladung für eine Öffnung und das Überdenken der bisherigen Alltagspraxis in der Altenhilfe verstanden werden. Es werden Hilfestellungen unterbreitet, um neue Wege und Kooperationen einzugehen oder eingehen zu können. Der Input wird das Modellprojekt anhand empirischer Studien in aktuelle gerontologische Debatten einordnen.
Lothar Andrée, Projektleitung „Queer im Alter“, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V.
Das Praxishandbuch – Entstehung – Erprobung – Erkenntnisse
Das Praxisbuch entstand im Rahmen des Modellprojekts „Queer im Alter“ zur Öffnung der Altenhilfeeinrichtungen für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen (LSBTIQ*). Das Projekt wurde im Zeitraum von März 2019 bis Februar 2021 vom Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e. V. durchgeführt und durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
LSBTIQ* als Zielgruppe waren bisher in den Konzepten und Angeboten der Altenhilfe kaum bis gar nicht bedacht. Das im Januar 2021 veröffentlichte Praxishandbuch schließt diese Lücke und wird einer breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Im ersten Teil werden zunächst die soziale und historische Ausgangssituation sowie spezifische Bedarfe queerer Senior*innen und damit verbundene Maßnahmen für einen Öffnungsprozess der Altenhilfe dargestellt. Das hierauf aufbauende Fortbildungspaket mit Coaching-Konzept beinhaltet komplette Module mit Methodenanleitungen und Arbeitsunterlagen für die Fortbildung von Mitarbeitenden der Altenhilfe.
Die Entwicklung des Handbuchs erfolgte von Beginn an in enger Abstimmung sowohl mit Leitungskräften und Mitarbeitenden aus den Altenhilfe-Modellstandorten der AWO als auch mit den bundesweiten Selbstvertretungsverbänden der queeren Communitys.
Reingard Wagner, Mitglied im Vorstand des Dachverbands Lesben und Alter e. V., Bereiche: Rente und Altersarmut
Altersarmut von lesbischen Frauen – warum sind sie besonders armutsgefährdet?
Da Renten in Deutschland sehr niedrig sind, ist es besonders für Frauen sehr schwierig, allein von ihrer eigenen Altersrente zu leben. Hohe Mieten und steigende Lebenshaltungskosten machen es vielen älteren alleinlebenden Frauen schwer, ein gutes und würdevolles Leben im Alter zu genießen. Dies trifft besonders oft ältere lesbische Frauen, denn die Generation-65-Plus konnte bis in die 2000er-Jahre keine gesetzlich anerkannte Partnerschaft eingehen und deshalb nicht von unserem Sozial- und Steuersystem profitieren, das gesetzliche Partnerschaften besonders berücksichtigt. Sie waren seltener verheiratet und haben so keinen Anspruch auf eventuelle Witwenrenten. Deshalb ist diese Gruppe besonders oft von Altersarmut betroffen.
Das Argument, dass lesbische Frauen im Schnitt seltener Kinder haben und deshalb eine gute berufliche Karriere erreichen konnten, ist nicht überzeugend, denn sie mussten sich ihren Platz in der Arbeitswelt als Eigenernährerin erst erkämpfen und hatten oft weniger Zugang zu besser bezahlten Berufen. Und viele dieser Frauen sind diejenigen, die in den 70er- bis 90er-Jahren die Frauenbewegung angeschoben haben, die sich engagiert haben und dafür viel unbezahlte Arbeit leisteten. Auch die neue Grundrente hat diese Situation für viele nicht wesentlich verbessert, da die notwendigen Beitragsjahre selten nicht erreicht werden konnten.
Unser Renten- und Steuersystem ist nicht mehr zeitgemäß und lässt individuelle Lebensentwürfe unberücksichtigt. Das muss geändert werden.