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Wie stehen Kunst, Konflikt und Frieden miteinander im Zusammenhang? Konflikte sind vielfach Anlass oder Gegenstand von Kunst, die wiederum nicht selten Konflikte hervorbringt, auch wenn sie Frieden thematisiert Gleichzeitig können Kunst und Kreativität auch Teil von Friedensprozessen sein und zur konstruktiven Konfliktbearbeitung eingesetzt werden.

Auch in diesem Jahr ist die Peace Summer School unter dem Motto „Konflikt schafft Kunst –  Kunst schafft Konflikt“ wieder Teil des Rahmenprogramms des Augsburger Friedensfestes. Der Aska e.V. lädt zusammen mit dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens und Konfliktforschung der Universität Augsburg ein, um gemeinsam das Verhältnis von Kunst, Konflikt und Frieden auf verschiedenen Ebenen zu untersuchen und erlebbar zu machen. Dafür bieten wir an drei Tagen ein volles Programm bestehend aus einem Theaterstück mit anschließender Diskussion und drei ganztägigen Workshops. Es bietet eine Vielzahl von Gelegenheiten für interessante Begegnungen und einen dynamischen Austausch.


Programm


Freitag, 21.07.2023

  • 16:00 - 18:00 Uhr Begrüßung und thematischer Einstieg (Ort: Treffpunkt auf der Piazza, Im Annahof)
  • 19:00 - 21:30 Uhr Öffentliche Abendveranstaltung: Theaterstück „Die Badewanne. Frauen im Krieg“ + Diskussion (Ort: Augustanasaal, Im Annahof)

Samstag, 22.07.2023

  • 09:00 - 17:30 Uhr Drei parallele ganztägige Workshops (Ort: Hollbau, Im Annahof)
  • 18:00 Uhr Austausch beim gemeinsamen Abendessen

Sonntag, 23.07.2023

  • 09:30 Uhr Ankommen
  • 10:00 Uhr Präsentation der Workshop-Ergebnisse und interaktive Zusammenführung (Hollbau)
  • 13:00 Uhr Austausch und Ausklang während eines gemeinsamen Lunchs


Abendveranstaltung Theaterstück: Die Badewanne. Frauen im Krieg + Diskussion

Dokumentarisches Theater

Eine Frau in der Badewanne. Auch das ein Bild aus dem Krieg.
Was bedeutet es, in Zeiten eines Krieges zu leben? Opferzahlen, Militärausgaben, Namen von Panzern - Fakten über Kriege, die wenig nachfühlen lassen, was es für betroffene Menschen tatsächlich bedeutet, im Krieg leben und mit Gewalt und Verlust umgehen zu müssen. Die Schauspielerin Daniela Gancheva wendet sich weiblichen Kriegserfahrungen zu, um anderen Erzählungen über Krieg nachzugehen und ihn damit besser verstehen zu können. Im Stück macht sich die Figur auf die Suche: Durch die Geschichte, über die Schlachtfelder Europas, immer entlang der Frage, was es heißt, Krieg aus einer weiblichen Perspektive zu dokumentieren. Inwieweit ist unser Bild vom Krieg von weiblicher Wahrnehmung und Narration geprägt oder nicht? Und was heißt es überhaupt, Frau* zu sein in Zeiten des Krieges?

Idee und Performance: Daniela Gancheva
Regie: Elias Emmert
Komposition und Live Musik: Arezou Rezaei, Hans Könnecke
Ausstattung: Sarah Silbermann Outside eye: Josef Bairlein

Ab 18 Jahren - Triggerwarnung: Das Stück thematisiert und veranschaulicht Krieg, körperliche und sexualisierte Gewalt.

​​​​​​​Die Aufführung des Theaterstücks „Die Badewanne. Frauen im Krieg“ ist der künstlerische Impuls für die sich anschließende Diskussion zum Thema "Kreativität und Konflikt: schafft Kunst Frieden?" mit Personen aus Kunst, Wissenschaft und Politik. Wir beschäftigen uns mit den Fragen, ob und wie Kunst einen Beitrag zum Verstehen von Krieg und Konflikten leisten kann, welche Rollen Kunst und Kunstschaffende in Konflikten spielen und welche Zugänge Kunst zu allzu leicht vergessenen Perspektiven ermöglichen kann.

Zur Abendveranstaltung am Freitag sind neben den Teilnehmenden der Peace Summer School auch alle Interessierte aus der Stadtgesellschaft eingeladen.


Diskutantinnen: 
Daniela Gancheva, Schauspielerin und Masterstudentin 
an der Theaterakademie August Everding
Christina Pauls, Friedens- und Konfliktforscherin, Universität Augsburg
Maria Trump, Popkulturbeauftragte der Stadt Augsburg

Moderatorin:
Nora Schröder, Friedens- und Konfliktforscherin


Workshops


In den drei ganztägigen Workshops am Samstag setzen sich die Teilnehmenden aktiv und interaktiv aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Verhältnis zwischen Kunst, Konflikt und Frieden auseinander. Die Workshops richten sich an alle Personen ob mit oder ohne Kunst-, Theater-, oder Schreiberfahrung. Es wird kein besonderes Wissen, Können oder Talent benötigt, lediglich die Lust und die Offenheit sich kreativ mit den Themen auseinanderzusetzen.


Workshop 1: Kunst rezipieren: Theorie, Kritik, Erleben
Develop enough courage so that you can stand up for yourself and then stand up for somebody else.
-Maya Angelou-

In diesem Workshop wird die Kraft der Kunst gesellschaftspolitische Konflikte zu transformieren, präsentiert und erfahrbar gemacht. Mit Beispielen aus der Fotokunst sowie aus den Darstellenden Künsten lernen die Teilnehmenden unterschiedliche Strategien kennen, die wir gemeinsam sowohl theoretisch analysieren als auch praxisorientiert anwenden. Wir denken über Repräsentation, Vielfalt, Narrative, Partizipation, Sprache und Empowerment nach. Was wird erzählt, was sonst im Verborgenen bleiben würde? Was wird wie repräsentiert und warum? Wir werden lesen, Kunst diskutieren, schreiben, uns bewegen, tanzen, Musik hören und krea(k)tiv lernen.


Workshopleitung:

Dr. Layla Zami ist eine interdisziplinäre Akademikerin und Künstlerin (Musik, Theater, Klang- und Wortkunst). Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungszentrum "Intervenierende Künste" (SFB 1512) an der Freien Universität Berlin. Sie promovierte am Centre for Transdisciplinary Gender Studies an der Humboldt-Universität in Berlin, wo sie den Fakultätspreis für gute Lehre erhielt. In New York unterrichtete sie am Pratt Institute Geisteswissenschaften, Performance Studies, Creative / Non-Fiction Writing, Art Education und Kunstgeschichte. 

Oxana Chi ist eine deutsche Tänzerin, Choreographin, Kuratorin, Autorin, und Filmemacherin. Ihr Repertoire umfasst 20 Produktionen, die sie international an Universitäten, Theatern und Festivals aufführte, u.a. Auftragsarbeiten für die Humboldt-Universität und für das Leo-Baeck-Institute (NY/Berlin). 2018 wurde sie im “A to Z of People Who Power The Dance World” anerkannt und 2016 als Ambassador of Peace geehrt. Sie lebte in New York und war Kuratorin am International Human Rights Art Festival. Chi konzipierte den Kunstdokumentarfilm Durch Gärten Tanzen, welcher in mehreren Museen und Archiven zu finden ist. Sie hat 30+ Jahren Erfahrung als Pädagogin und Teaching Artist, und war 2022 Gastdozentin an der New York University, Tisch School of the Arts.




Workshop 2: Schreiben im Konflikt.
Texte und Textperformances als Konfliktbearbeitung

Fluchterzählungen, Poetry Slams, Kolumnen, Raps, Gesetze, Theaterstücke, Graffiti oder Großstadtlyrik – Konflikte sind Bestandteil von geschriebenen, gesprochenen und gesungenen Texten. In diesem Workshop fragen wir nach der Beziehung von Text und Konflikt: Welche Möglichkeiten und Formate gibt es, um Konflikte in Worte zu fassen und dadurch zu bearbeiten?

Die Textwerkstatt bietet einen Raum, in dem die Teilnehmenden in Gruppen oder einzeln unter der Anleitung eines Schriftstellers und eines Konfliktexperten eigene Texte entwerfen. Gemeinsam schaffen wir eine Umgebung, die durch Vertrauen und wertschätzendes Feedback geprägt ist. Die entstandenen Werke werden innerhalb der Gruppe vorgestellt und besprochen. Entstandene Performances können am Folgetag bei der Ergebnisvorstellung präsentiert werden. Wer möchte, kann die Performance mit (eigenen) Musikinstrumenten, Soundfiles oder Illustrationen begleiten. Wir freuen uns auf alle, die ihren Gedanken, Ideen und Konflikten Ausdruck verleihen wollen, unabhängig von ihrer Schreiberfahrung und ihrem Sprachhintergrund.

Workshopleitung:

Fabian Lutz ist ein Freiburger Schriftsteller, Journalist und Radiomoderator. Aktuell arbeitet er an seiner Promotion zur Literatur des Expressionismus. Die Schwerpunkte seiner Promotion, feministische und subversive Darstellungen in der Kunst, beschäftigen ihn auch als Autor und Journalist. Im Mittelpunkt seiner schriftstellerischen Arbeit stehen dystopische bis surreale Zerrbilder dysfunktionaler Alltagsrealitäten.

Martin Jank ist ein Augsburger Mediator, Konfliktforscher und Schriftsteller. Er gibt Workshops zu den Themen Mediation, Kreativität und Konfliktarbeit und beschäftigt sich mit Konflikt- und Mediationstheorie. Als Schriftsteller schreibt er über Verfall, Trauma und Konflikt auf individueller und gesellschaftlicher Ebene; er veröffentlicht seine Texte in deutschsprachigen Literaturzeitschriften und veranstaltet Schreibwerkstätten.


Workshop 3: Friedensbildung durch interaktives Theater

In vielen Teilen der Welt wird interaktives Theater wie das Forumtheater eingesetzt, um Konflikte zu transformieren, Menschen zu sensibilisieren, Betroffene zu stärken und Begegnungen neu zu gestalten. Dieser Workshop bietet einen Raum, um unter professioneller Anleitung interaktives Theater als kreative Methode zur Konfliktbearbeitung kennenzulernen und selbst in der Gruppe auszuprobieren. Dabei wird gemeinsam ergründet, wie Kunst und Kreativität selbsterlebte Konflikte auf neue Weise erfahrbar, ausdrückbar und bearbeitbar machen und wie diese in Friedensprozessen eingesetzt werden können. Der Workshop richtet sich an alle mit oder ohne Theatererfahrung, die Lust haben selbst aktiv und interaktiv Theater zu erlernen.

Workshopleitung:

Prof. Dr. Hannah Reich lehrt an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Würzburg (THWS), Würzburg, Interaktives Theater, Achtsamkeitstechniken, Konflikttransformation – und Friedenspädagogik, mit einem Schwerpunkt auf interkulturellen Austausch und partizipativen, erfahrungsbasierten Methoden zur Wissensgenerierung, Persönlichkeitsentwicklung. Sie hat als assoziierte Wissenschaftlerin am Berghof Institut promoviert und in der Berghof Foundation in Jordanien zum Thema "Civic and non-violent education" gearbeitet. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie die Methodik des Forumtheaters als eine Möglichkeit der Nachkriegskonfliktbearbeitung anhand einer Fallstudie im Nachkriegslibanon. Sie wurde von David Diamond und August Boal ausgebildet, hat einen MA in islamischen Gesellschaften und Kulturen von der School of Oiental and African Studies (SOAS), London, und ein Diplom in Kulturgeographie von der Universität Bonn, Deutschland.

Dieser Workshop wird gefördert durch Demokratie Leben!

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