Buchvorstellung
Dr. Anja Siegemund (Berlin): „Zentraleuropäischer Zionismus und jüdisch-arabische Verständigung vor der Staatsgründung Israels“
„Verständigung“ – so lautete ein verbreitetes Losungswort im zentraleuropäischen Zionismus. Dies war nicht kongruent mit dem Plädoyer für ein binationales Gemeinwesen, das viel Aufmerksamkeit erfahren hat. Anja Siegemund weitet den Blick auf „Verständigungszionismus“ und beleuchtet dessen Gesamtgewebe in seiner Vielschichtigkeit: Wertesysteme, Kontexte und Netzwerke sowie Programmatik und Fraktionen. Sie geht den Herausforderungen und Zäsuren vom Fin de Siècle bis zur Gründung des Staates Israel sowie den politischen Engagements und Kontroversen seiner Protagonistinnen und Protagonisten nach – nicht zuletzt deren Ambivalenzen und Unsicherheiten. Was implizierten sie mit „Verständigung“, welche Möglichkeiten sahen sie dafür, wie stellten sie sich die jüdisch-arabischen Beziehungen vor? Thematisiert werden damalige grundlegende Debatten und Konflikte, die nicht an Aktualität eingebüßt haben: um die politische Verfassung des Landes, Bevölkerungsmehrheiten, die Frage, wem das Land „gehört“, um die Verteilung von Boden und Arbeit. Im Gespräch mit Ghilad Shenhav wird Anja Siegemund ihr neues, bei Wallstein erschienenes Buch vorstellen.
Dr. Anja Siegemund ist Historikerin und seit 2015 Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Von 2009 bis 2015 war sie Direktorin des Leo Baeck Instituts Jerusalem. Bereits 2009 ist ihre am lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur entstandene Dissertation Verständigung in Palästina. Deutsche und Prager Zionisten und die „Araberfrage“ 1918 bis 1933 erschienen. 2016 gab sie bei Neofelis den Band Deutsche und zentraleuropäische Juden in Palästina und Israel heraus.
Datum: 22. Januar 2026, 18 Uhr
Ort: LMU, Historicum, Raum K 201, München
Eine Veranstaltung des Zentrums für Israel-Studien (ZIS).