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Ein Problem mit der Jugendhilfe!?

- 3 Jahre ombudschaftliche Beratung in Sachsen-Anhalt -


Ombudsstellen bieten unabhängige Beratung und Unterstützung für junge Menschen und ihre Familien, wenn sie in Konflikte mit der Kinder- und Jugendhilfe geraten. 2021 wurden sie mit dem neuen § 9a im SGB VIII verankert. Sachsen-Anhalt initiierte 2020 bereits vor dem Gesetz ein Projekt zur ombudschaftlichen Beratung. „Ombud LSA“ (www.ombud-lsa.de) ist landesweit tätig und leistet ombudschaftliche Arbeit in allen Aufgabenfeldern der Kinder- und Jugendhilfe. Seither wurden Ratsuchende in mehr als 200 Fällen unterstützt. Die Bandbreite reichte von kurzen Nachfragen bspw. zu den Rechten im Hilfeplanverfahren bis hin zu erheblichen Problemen und komplexen Konfliktlagen z.B. in Einrichtungen.  

Der Fachtag bietet Einblicke in die ombudschaftliche Arbeitsweise und die Beratungspraxis des Projektes „Ombud LSA“. Neben Impulsen u.a. durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (angefragt) und das Bundesnetzwerk Ombudschaft in der Jugendhilfe werden die landes- und bundesweiten Entwicklungen des Handlungsfeldes vorgestellt. Neben einer Publikums- und Podiumsdiskussion bieten vier Workshops mit Expert:innen und Careleaver:innen im Anschluss die Möglichkeit zur thematischen Vertiefung und zum fachlichen Austausch.

Wir laden Sie ein, die spezifische Perspektive der ombudschaftlichen Beratung kennenzulernen und im Austausch mit Expert:innen und Kolleg:innen Anregungen für die eigene Praxis zu erhalten. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir die Einbettung der neuen Struktur in der Kinder- und Jugendhilfe diskutieren.


Tagungsprogramm

09:00        Ankommen
09:30        Begrüßung (Ministerium f. Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung angefragt)    
10:00        Bundesweite Entwicklungen (Andrea Len, Bundesnetzwerk Ombudschaft in der Jugendhilfe)
10:30        3 Jahre Ombudschaft in Sachsen-Anhalt (Ombud LSA)
11:00        CareLeaver berichten
11:15        Pause
11:30        Podiums- und Publikumsgespräch: Konstruktive Widerspruchskultur in der Kinder- und Jugendhilfe
12:15        Pause mit kleinem Buffet
13:00        Workshop-Phase
14:30        Gemeinsamer Abschluss
15:00        Verabschiedung und Ausklang


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Workshops

WS 1 - Beteiligung und Augenhöhe im Hilfeplanverfahren
Prof´in Dr. phil. Nicole Rosenbauer, FH Erfurt
Das Hilfeplanverfahren stellt die Weichen für eine tragfähige und gelingende Zusammenarbeit. Dazu gibt es zu Recht hohe Ansprüche an die fachliche Qualität und auch entsprechende rechtliche Vorgaben. Doch Augenhöhe ist kein Automatismus und das Machtgefälle kann Adressat:innen regelrecht paralysieren. Eine ernsthafte Beteiligungspraxis durch die Fachkräfte kann dem Ohnmachtsgefühl und dem Verstummen entgegenwirken. Dieses Spannungsfeld und wie es gelingend aufgelöst werden kann, soll Thema des Workshops sein. Gemeinsam können Fragen und Schwierigkeiten der Praxis und der fachliche Anspruch diskutiert werden.


WS 2 - Wertschätzende Beziehungsgestaltung in (teil-)stationärer Hilfe
Phil Meffert, Louisenstift gGmbH
Pädagogische Fachkräfte müssen unter anspruchsvollen Bedingungen agieren und viele verschiedene Interessen berücksichtigen. Sie gestalten den Alltag, den es nicht ohne Konflikte gibt. Zu oft wird dann auf vermeintlich einfache aber nicht immer rechtmäßige Lösungen zurückgegriffen. So werden z.B. Handys, „Taschengeld“ oder Umgänge schnell zur „Verhandlungsmasse“. Handlungsfähigkeit vs. Fachlichkeit? Dieser Spagat soll im Workshop thematisiert werden: Welchen fachlichen und rechtlichen Rahmen gilt es zu beachten? Von welchen Erfahrungen berichten Kolleg:innen? Wo gibt es alternative Ansätze oder vielleicht sogar eine best practice? Hier ist Raum für diesen Austausch.


WS 3 - Hilfen und Übergänge für junge Volljährige sichern
Benjamin Raabe, Rechtsanwalt Schwerpunkt u.a. im Jugendhilferecht
Mit der SGB VIII-Reform wurden die Möglichkeiten und Rechtsansprüche junger Menschen auf Hilfen auch über die Volljährigkeit hinaus gestärkt. Dennoch sind mit dem 18. Geburtstag auch große Unsicherheiten und Ängste verbunden. Mythen von „zu viel Hilfe“ oder „mangelnder Mitwirkung“ halten sich. Doch es sind solide Ãœbergänge, die den Erfolg jahrelanger Arbeit sichern, während eine Praxis abrupter Brüche, ungeklärter Zuständigkeiten oder der drohende Fall „ins Nichts“ alles gefährden. Im Workshop wird es um die Grundlagen und insb. die rechtlichen Rahmen gehen, auf denen gelingende Hilfen und Ãœbergänge für junge Volljährige beruhen.  


WS 4 - Gelingende Widerspruchskultur und Beschwerdeverfahren
André Kapuczinski, Beschwerdestelle für Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte (BeMiBe) Leipzig
Junge Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe haben ein Recht darauf, sich zu beschweren. Oft bestehen jedoch Hürden, Zweifel oder sogar Ängste. Beschwerden sind eine Form der Rückmeldung für das eigene Handeln. Sie sind daher eine wichtige Quelle für die gemeinsame Auseinandersetzung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Gute Verfahren der Beschwerde und Beteiligung können größeren Konflikten vorbeugen. Dafür müssen Konzepte und Strukturen aber auch gelebt werden. Doch was heißt das für die Praxis? Im Workshop sollen sowohl die rechtlichen Grundlagen als auch Ideen zur praktischen Umsetzung der Beteiligungs- und Beschwerderechte thematisiert werden.  


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