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Fachtag

KINDHEIT ANDERS DENKEN - KINDERRECHTE LEBEN

20 Jahre Angewandte Kindheitswissenschaften

20.11.2025; 9:30 - 16:00 Uhr 

Hochschule Magdeburg-Stendal, Osterburger Str. 25, 39576 Stendal, Audimax in Haus 3

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Kindheit als gesellschaftlich geformte Lebenswelt, Institutionen der Kindheit als Gestaltungspotential, Kinder als darin eigenständig Handelnde und als Träger:innen eigener Rechte - gegen Ende des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine neue sozialwissenschaftliche Perspektive auf Kinder und Kindheit, die sich seither in Forschung und Praxis entfaltet. 

Der Stendaler Bachelor-Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften, der im Wintersemester 2005 an den Start ging, war bundesweit der erste, der konsequent in einem multidisziplinären Ansatz die Erkenntnisse der internationalen Childhood Studies und damit verbunden eine kinderrechtsbasierte Perspektive in den Fokus stellte.

Wir laden Sie herzlich ein, das 20-jährige Jubiläum mit einem Fachtag zu würdigen. Er wird sich den Fragen widmen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen sich in den letzten zwei Jahrzehnten vollzogen haben, die zu neuen Herausforderungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen führen und wie diese gemeinsam mit ihnen bearbeitet und gelöst werden können. Damit verbunden geht es um die Weiterentwicklung und Implementierung von Kinderrechten und um innovative Ansätze in der angewandten Kindheitsforschung.

Der Fachtag richtet sich an Fachkräfte und Praxisvertreter:innen, Wissenschaftler:innen, Studierende sowie alle, die sich für Kindheitswissenschaften und Kinderrechte engagieren. Neben Vorträgen und Diskussionen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, in interaktiven Fachforen einzelne Schwerpunkte zu vertiefen, zentrale Zukunftsfragen zu diskutieren und Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen bzw. kennenzulernen.

Der Fachtag wird von den Studierenden der Mastermatrikel 2024 unter der Leitung von Prof. Beatrice Hungerland gemeinsam mit den Lehrenden und dem An-Institut KinderStärken e.V. der Hochschule Magdeburg-Stendal sowie in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbeauftragten Sachsen-Anhalts und dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung organisiert. 

Es wird kein Tagungsbeitrag erhoben. Tagungsgetränke und Snacks stehen bereit. Ein Mittagessen kann in der Mensa erworben werden.   

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 09:00

Ankunft & Anmeldung – Begrüßungskaffee

 09:30

Eröffnung & Grußworte

 10:00

Keynote: „Kindheit im Wandel – 20 Jahre Perspektiven“

Prof.in Dr.in Beatrice Hungerland, Prof.in Dr.in Susanne Borkowski

 11:00

Panel- und Publikumsdiskussion

 12:00

Informeller Austausch mit Mittagsimbiss

 13:15

Workshops (parallel)

15:15 

Galerie der Erkenntnisse 


15:45

Abschluss & Ausblick

16:00Ende 

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Workshops:

Klimakrise, Umwelt und Kindergesundheit – ein Kinderrecht?

Prof.in Dr.in Susanne Borkowski und Dr.in Katrin Lattner

Im Workshop wird ein aktuelles Forschungsprojekt zur klimagesunden Organisationsentwicklung in Kitas vorgestellt. Ziel ist es, praxisbasiertes Wissen zur Förderung von Klimagesundheit im frühkindlichen Setting zu entwickeln. Anhand erster Erkenntnisse diskutieren wir gemeinsam, wie Umwelt- und Klimakrise die Verwirklichung von Kinderrechten – insbesondere Gesundheit, Bildung und Beteiligung – herausfordern und wie Kitas (u.a. Organisationen) als zentrale Lebensorte für Kinder gestärkt werden können. 

Kindheitsforschung – gestern und heute. Auf den Spuren von Martha Muchow. Filmvorführung und Diskussion

Prof. Dr. Günter Mey

Im Mittelpunkt des Workshops steht die Arbeit von Martha Muchow (1892-1933). Sie war nicht nur eine engagierte Forscherin, sondern hat mit ihrer in Hamburg-Barmbek durchgeführten Studie "Der Lebensraum des Großstadtkindes" (Muchow/Muchow 2012/1935) in den 1920/30er Jahren einen Meilenstein der sozial-ökologischen Kindheitsforschung geschaffen (Mey 2018; Mey/Günther 2015). Nach einer kurzen Einführung zu Leben und Werk von Martha Muchow wird der sozialwissenschaftliche Film "Auf den Spuren von Martha Muchow" (Mey/Wallbrecht 2016) gezeigt, um daran anschließend über Perspektiven für die Erforschung kindlicher Lebenswelten und veränderte Konzeptionen von Kindheit und Agency zu diskutieren.

Kinderpolitik, Kinderrechte und Kinderarmut

Prof. Dr. Michael Klundt und Prof. Dr. Raimund Geene

Im Workshop betrachten wir aus kinderpolitikwissenschaftlicher Perspektive Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche, Kinderrechte und Kinderarmut in Zeiten von Krisen und Kriegen. Nach der Betrachtung von Erscheinungsformen werden Folgen von Kinderarmut und anderen Polarisierungen aufgezeigt. Daraufhin widmen wir uns der notwendigen Erforschung von Ursachen und Zusammenhängen, welche immer wieder in Äußerungen aus Politik, Medien und Wissenschaft mit Anlässen und Teil-Aspekten verwechselt werden. Zum Schluss werden einige notwendige, kinderrechtsorientierte Maßnahmen und Alternativen debattiert, welche gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen mitberücksichtigen, wie z.B. den gestiegenen privaten Reichtum im Verhältnis zur Ausweitung und Verstetigung von Armut in familiären und kindlichen Lebenswelten.

Kollektive Handlungsfähigkeit und Community Organizing in den Kindheitswissenschaften

Prof.in Dr.in Katrin Reimer-Gordinskaya

Die Agency von Kindern angesichts von generationalen und weiteren Machtverhältnissen zu betrachten, verbindet die Kindheitssoziologie mit der subjektwissenschaftlichen Psychologie. Und beide wollen mit ihrem Wissen einen gesellschaftlichen Wandel mitbefördern, der intersektionale Machtverhältnisse potenziell überwindet. Notwendig ist daher, eine weitreichende gesellschaftliche Handlungsmacht zu entwickeln - kollektive Handlungsfähigkeit also. Eine dazu geeignete Strategie ist das transformative Community Organizing.

In diesem Workshop betrachten wir wichtige Grundlagen dieser Strategie sowie Anwendungsbeispiele wie Fridays For Future oder Kotti & Co oder Projekte in Stendal-Stadtsee. Zur Diskussion steht u.a. die Frage, inwieweit Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Strategien des transformativen Community Organizings selbst gestalten (könnten) und was Kindheitswissenschaftler:innen als Professionelle dazu beitragen (könnten). 

Solidarität von unten in der Post-Migrantischen Gesellschaft und die Kindheitswissenschaften

Prof.in Dr.in Sevasti Trubeta

In den letzten Jahren haben sich vermehrt zivilgesellschaftliche Bewegungen gebildet, die sich lokal und städtisch für die sozialen Rechte benachteiligter migrierter und geflüchteter Menschen engagieren – unabhängig vom Aufenthaltsstatus: Solidarity Cities, Moving Cities und weitere Initiativen haben in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bereits wichtige Erfolge erzielt: Medizinische Grundversorgung für Menschen ohne Aufenthaltsdokumente; Kommunale ID-Karten, die Kindern, unabhängig von ihren Aufenthaltsstatus, den schulischen Zugang ermöglichen, u.a. Solche Initiativen engagieren sich aktiv für die Verwirklichung universeller Menschen- und Kinderrechte – oftmals trotz staatlicher Einschränkungen.

Wie positionieren sich die Kindheitswissenschaften zu diesen Initiativen und Bewegungen? In welcher Weise vermögen solche Solidaritätsprojekte kindheitswissenschaftliche Zugänge beeinflussen, verändern und weiterentwickeln?

Diese Fragen werden im Workshop anhand vielfältiger Materialien, darunter auch visuelle (z. B. Fotos und Videos), diskutiert.

 

Kindheitswissenschaften im internationalen Kontext

Prof.in Dr.in Anne Wihstutz 

Im Workshop wird untersucht, welche Fragestellungen aktuell in den Kindheitswissenschaften international diskutiert werden und welchen Bezug diese Fragestellungen zum einzigen deutschsprachigen Studienangebot haben. In einem Input wird die zu diskutierende Frage aufgeworfen, welchen Beitrag die Kindheitswissenschaften zur Reproduktion bzw. Hervorbringung spezifischer Kindheiten leisten. In der anschließenden gemeinsamen Diskussion soll überlegt werden, welchen Beitrag sie in Zukunft leisten sollten, können bzw. müssten, um auch international anschlussfähig zu bleiben. Dabei geht es vor allem auch um Fragen, wie die Notwendigkeit einer internationalen Ausrichtung mit dem Praxis- und Studienstandort Stendal und Sachsen-Anhalt kreativ und innovativ verknüpft werden können. Welche Fragestellungen stellen sich in der Praxis und auf welche internationale Erfahrungen kann zurückgegriffen werden? 

„Da wusste ich einfach nicht weiter.“ Situationen aus der Praxis reflektieren 

Prof.in Dr.in Claudia Dreke , Carolin Lucke-Schurk, Prof.in Dr.in Frauke Mingerzahn

Studierende wie Professionelle stoßen in beruflichen Praxen auf Situationen, die sie als besonders herausfordernd für ihr Handeln erleben. Vor aller Suche nach oft gewünschten raschen Lösungen wird es im Workshop zunächst um deren Verstehen gehen. Am Beispiel einer gemeinsam ausgewählten Situation aus dem Online-Forum „praxis reflektiert“ sollen folgende Fragen diskutiert werden: Worum genau geht es in der Situation? Für wen ist was ein Problem? Welche Themen sind in der Situation aus kindheitswissenschaftlicher und aus kindheitspädagogischer Sicht zentral? An die gewonnenen Erkenntnisse schließen entsprechende Überlegungen zu Handlungsmöglichkeiten an.

Anerkennungspädagogische Perspektiven auf Kindheit zu Bedingungen von Differenz, Dominanz & Diversität 

Prof.in Dr.in Maureen Maisha Auma

Kindheit ist kein neutraler Erfahrungsraum – sie ist tief eingebettet in soziale Machtverhältnisse. Der Workshop geht der Frage nach, wie Differenzverhältnisse wie rassistische Marginalisierung, Klassismus, Heteronormativität, Geschlechterordnung und Ableismus/Behindertwerden in der Phase der Kindheit wirksam werden, wie sie soziale Hierarchien erzeugen und wie diese Prozesse zur Normalisierung von Ungleichheit beitragen. Im Zentrum steht dabei eine anerkennungspädagogische Perspektive, die Kindheit nicht als schutzbedürftige, sondern vor allem als sozial mitzugestaltende Lebensphase ernst nimmt. Wie ringen Kinder – insbesondere mehrfach marginalisierte Kinder – um ihre Integrität unter Bedingungen von Exklusion, Stigmatisierung und Diskriminierung? Und welche Ressourcen der Anerkennung können sie darin unterstützen, widerständig, handlungsfähig und verbunden zu bleiben?

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PRAXISWORKSHOP: Politischer Kinder- und Jugendschutz - Sichere Räume durch sichere Strukturen 

Jan Hennig - KinderStärken e.V.  

Kinder- und Jugendgremien und andere Beteiligungsformate sind zunehmend politischen Angriffen ausgesetzt. Verbal, strukturell oder sogar physisch. Schutzkonzepte können eine Möglichkeit bieten, junge Menschen und Fachkräften zu unterstützen, präventiv tätig zu sein und im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben. Das gilt sowohl für die strukturelle Arbeit des Gremiums als auch für die Durchführung von Veranstaltungen. Wir schaffen einen Raum, in dem sich alle als Expert*innen einbringen können, um gemeinsam an Ideen für Schutzkonzept zu arbeiten. Dabei soll es um konkreten Schutzmechanismen gehen, die in Satzungen und Selbstverständnisse verankert werden können sowie um weitere strukturelle Hilfestellungen.

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Praxisworkshop: Partizipation in der Kinder- und Jugendarbeit

Benjamin Ollendorf – KinderStärken e.V. 

Partizipation und Mitbestimmung sind ein wesentlicher Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe und das Recht der jungen Menschen. In der Praxis kann es jedoch herausfordernd sein, Beteiligung umzusetzen.

In diesem Workshop lernen Sie praktische Methoden für Beteiligung im Alltag der offenen Kinder- und Jugendarbeit kennen. Auch erhalten Sie juristische Argumente, um in Praxisbezügen zu begründen, warum die Umsetzung von Kinder- und Jugendbeteiligung kein „Good Will“ der Erwachsenen sondern als Recht der jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe zu achten ist.